Es gib eine ganze Reihe geschriebener und ungeschriebener Regeln rund um die Institution Bundesrat, die Ersatzwahlen je länger desto mehr zu einer skurrilen Geschichte machen.
Man staunt zuweilen darüber, was für neue Variablen als Argument aufgeführt werden, die die Kandidaten erfüllen sollen.
Die angemessene Vertretung der Frauen in der Regierung ist nicht erst ein Thema, seit die SP-Bundeshausfraktion für die Nachfolge von Simonetta Sommaruga nur Kandidatinnen ins Rennen schicken will. Auch dass die verschiedenen Sprachregionen in der Regierung vertreten sein sollten, ist fast ein Dogma.
Daneben gibt es jedoch eine Reihe besonderer Vorgaben, die je nach Zeitgeist ändern: So hiess es früher von Kandidaten immer, sie müssten SRF-«Arena»-tauglich sein.
Das hört man nicht mehr.
Stattdessen werden andere Parameter hervorgehoben, zum Beispiel ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Geber- und Nehmerkantonen.
Will heissen: Es sollen nicht bloss Kantone in der Regierung vertreten sein, welche den nationalen Finanzausgleich schröpfen, sondern auch Vertreter jener Stände, welche in diesen einzahlen.
Bei den aktuellen Ersatzwahlen für Ueli Maurer und Simonetta Sommaruga sollen die Bewerber auch noch Verhandlungsgeschick haben. So pries die frühere Zürcher SVP-Regierungsrätin Rita Fuhrer den Zürcher Kandidaten Hans-Ueli Vogt im Schweizer Fernsehen als «verhandlungsstark» an, was bei den Verhandlungen mit der EU von Vorteil sei.
Prompt stiess die NZZ in den letzten Tagen ins gleiche Horn, als das Blatt die Berner SP-Kandidatin Evi Allemann porträtierte.
Parlamentarier seien der Meinung, schrieb das Blatt, dass die kantige Basler Ständerätin Eva Herzog für künftige Verhandlungen besser geeignet sei als die etwas brave Bernerin Evi Allemann.
Im Grunde ist das Pipifax.
Egal, wen wir nach Brüssel schicken, es kommt selten gut heraus, wenn die Bundesräte im Ausland selber verhandeln. Das weiss man aus Erfahrung.