Gab es einen Stürmungsversuch auf die «Habeck-Fähre»? Nein. In der Medienrealität ist das allerdings anders.
«In Schleswig-Holstein versuchten wütende Landwirte offenbar eine anlegende Fähre mit Wirtschaftsminister Robert Habeck an Bord zu stürmen …», zwitscherte der Tagesspiegel-Reporter Julius Geiler.
Beim RND hiess es, «Bauern wollen Fähre mit Habeck an Bord stürmen».
Gleich drei Journalisten des Portals T-Online berichteten unter der Überschrift: «Aggressive Menge will Habeck-Fähre stürmen».
RTL lässt die Polizei «eingreifen», weil ein «Wut-Mob» die «Habeck-Fähre stürmen» will.
Und das Nachrichtenportal Focus Online hat die Realität längst in Stein gemeisselt: «Staatsanwalt zu Sturm auf Habeck-Fähre», so die Überschrift. Aus dem Stürmungsversuch, den es nicht gab, ist in der Focus Online-Welt die faktisch vollzogene Stürmung geworden – die es aber erst recht nicht gab.
Was es aber gibt, jetzt, sind vereinzelte Medienberichte, die klarstellen, dass ein Stürmungsversuch nicht stattgefunden hat.
https://www.ndr.de/der_ndr/presse/mitteilungen/Blockade-der-Habeck-Faehre-nach-Recherchen-des-NDR-kein-Erstuermungsversuch,pressemeldungndr24378.html
Doch wen interessiert das jetzt noch? Die Bauern, die mit Habeck ins Gespräch kommen wollten, wurden über Tage als «Traktor-RAF», «Bauernmob», «Lynchmob» und «Kartoffelmob» von einem Bündnis aus Journalisten und Politikern angegriffen. Der Eindruck entstand: Die Bauern seien der Sargnagel für die Demokratie.
«Eine Stunde nachdem ein Video viral geht, das einen Bauernmob zeigt, der #Habeck und seine Familie im Urlaub attackiert, stellt sich @JuliaKloeckner auf die Seite der Bauernproteste?