Der weltweite Bedarf nach fossiler Energie ist ungebrochen. In diesem Jahr wird die weltweite Kohlenachfrage um 1 Prozent auf fast 8,8 Milliarden Tonnen ansteigen und erreicht damit einen Rekordwert, wie aus dem diesjährigen «Coal Market Report» hervorgeht, den die Internationale Energieagentur IEA veröffentlicht hat. Die Trendwende, die die Analysten eigentlich für dieses Jahr erwartet hatten, ist damit erst mal verschoben. Jetzt hoffen sie auf 2027 als Datum, zu dem der weltweite Kohleverbrauch erstmals sinken könnte.

Dazwischengekommen ist diesmal, dass der Kohleverbrauch in mehreren Ländern aufgrund von Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsentwicklung stärker gestiegen ist, als die IEA das vorhergesehen hatte. China und Indien sind die Länder, die nach wie vor jede Menge Kohle verbrauchen. Ein Drittel des weltweiten Verbrauchs wird in chinesischen Kraftwerken verfeuert. Den grössten Anstieg bei der Kohlenachfrage verzeichnet Indien. 2025 wird der Subkontinent voraussichtlich mehr als doppelt so viel Kohle verbrauchen wie die EU und die USA zusammen, wo der Verbrauch inzwischen sinkt. Allerdings verlangsamt sich der Rückgang. Das Land mit dem grössten Kohleverbrauch in Europa bleibt die Türkei, die Deutschland und Polen als grösste Verbraucher überholt hat.

Was das für die deutsche Energiewende heisst? Obwohl hierzulande der fossile Verbrauch sinkt, steigt er weltweit. Das bedeutet, dass die Anstrengungen, zu deren Gunsten in Deutschland die Industrie stranguliert wird, global gesehen keine positiven Auswirkungen haben. Auch die Hoffnung, dass grüne Energieerzeugung zum Exportschlager wird, hat sich nicht erfüllt. China baut von Solar- über Windanlagen bis zu Batterien alles, was für die Energiewende nötig ist, lieber selbst – und exportiert es. Die staatlich verordnete Energiewende ist damit am Markt vorbeikonstruiert. Jedes Jahr, das Deutschland mit Hilfe erheblicher Investitionen versucht, eher klimaneutral zu werden als andere, ist ein Jahr, das die Industrie im weltweiten Wettbewerb zurückwirft. Es geht nur gemeinsam. Und es hat überhaupt keinen Sinn, dabei erster sein zu wollen.