Kein Witz: Teheran fordert die französische Regierung auf, «die gewaltsame Behandlung seines Volkes zu beenden». Ein Sprecher des iranischen Aussenministeriums meint allen Ernstes: «Wie in der Vergangenheit raten wir der französischen Regierung und der Polizei, den Forderungen der Demonstranten nachzukommen und dabei Zurückhaltung zu üben und Gewalt zu vermeiden.»

Oder anders gesagt: Die Regierung in Teheran, die ihren Bürgern Redefreiheit verweigert, erdreistet sich jetzt zu fordern, Frankreich solle auf die Stimme der Demonstranten hören.

Dabei weiss jeder, dass in der Islamischen Republik nach einem anderen Muster verfahren wird: Bei den landesweiten Protesten und Unruhen wurden in den vergangenen Monaten mehrere Hundert Zivilisten durch iranische Sicherheitskräfte getötet, mehrere Tausend Demonstranten wurden festgenommen.

Aus Teheran erhält Paris jetzt eine weitere Empfehlung, die angesichts des Absenders wie ein schlechter Witz klingt: Frankreich, so die Ayatollahs, solle Feindseligkeit und diskriminierende Taktiken vermeiden. Die Proteste seien unter anderem darauf zurückzuführen, dass Migranten diskriminiert würden.

Diese Analyse kommt von einem Staat, der nicht nur Frauen, sondern auch Bahais, Sunniten und andere Minderheiten systematisch diskriminiert und unterdrückt. Doch der Regierung in Teheran geht es nicht in erster Linie um das Schicksal französischer Bürger.

Vielmehr macht sie ihrem Ärger Luft, dass eine iranische Exil-Oppositionsgruppe, die Teheran als «terroristische» Organisation einstuft, in Paris am Wochenende eine Demonstration durchführen durfte. Das findet sie unverzeihlich. Weil die Freiheit ihre Grenzen haben muss.

Und wo die liegen, darüber entscheidet ausschliesslich Teheran.