Alles ist viel schlimmer im britischen Staatswesen als gedacht. Dieses Mantra betet der neue britische Premierminister Keir Starmer derzeit Tag für Tag vor.

Mit der permanenten Schuldzuweisung an die konservative Vorgänger-Regierung kann er vertuschen, dass er niemals daran dachte, seine Wahlversprechen zu halten. «Keine Steuererhöhungen!»: Höhere Belastungen wird die Regierung Ende Oktober mit dem neuen Budget bekanntgegeben. «Ausbau der Infrastruktur wie Strassen und Eisenbahn!»: Alles gestrichen, weil das Geld fehlt. «Sanierung des Gesundheitswesens!»: Völlig unmöglich, weil viel zu teuer. «Eigenständige Aussenpolitik!»: Viel lieber Andocken bei den Krisenregierungen in Berlin und Paris.

Als Beobachter staunt man, mit welcher Selbstverständlichkeit diese neue Regierung all das vergessen hat, für das sie vor einigen Wochen gewählt wurde.

Man erinnert sich, wie sich dieser Starmer soeben als ehrlicher Politiker wählen liess und den angeblich so korrupten Tories die Tür wies.

Jetzt erweist er sich als Trickser, der seine Wähler hintergangen hat, wie das kleingeistige Politiker zu tun pflegen. Da ist es nur folgerichtig, dass er an seinem Wohnsitz in der Downing Street Nr. 10 das Portrait von Margaret Thatcher abhängen liess. Der tägliche Anblick der erfolgsreichsten Premierministerin der Nachkriegszeit hat ihn zu sehr gekränkt. Denn sie sagte der Wählerschaft stets, was Sache ist, auch wenn es sie Stimmen kostete.