Cancel-Culture überall? Nicht in Kamenz. Und nicht mit dem parteilosen Oberbürgermeister Roland Dantz.
In der Kreisstadt in Sachsen wird am 6. Dezember der Buchautor Patrik Baab im Stadttheater zu Gast sein. Baab hat gerade ein Buch veröffentlicht, das den Titel «Auf beiden Seiten der Front – Meine Reisen in die Ukraine» trägt.
Auf beiden Seiten der Front? Perspektiviert da etwa jemand im Hinblick auf den Krieg in der Ukraine? Ja, das macht der Reporter Baab. Und das schmeckt nicht jedem.
Seit geraumer Zeit sieht sich Baab Kritik wegen seiner Sicht auf den Krieg ausgesetzt. Im Ankündigungstext zur Veranstaltung finden sich zentrale Thesen Baabs wieder: In der Ukraine gab es einen Putsch, im Donbass einen Bürgerkrieg, und ausserdem handelt es sich bei dem Krieg in der Ukraine auch um einen Stellvertreterkrieg.
Kurzum: Es ist das Gegenteil von dem, was in weiten Teilen des publizistischen Mainstreams als «Wahrheit» angeboten wird.
Unterschiedliche Betrachtungen? Unterschiedliche «Wahrheiten»? Nennt sich Pluralismus.
Die Forschungskoordinatorin beim Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung Anna Veronika Wendland und Professorin Ricarda Vulpius vom Historischen Seminar Abteilung Osteuropaforschung der Universität Münster nehmen Anstoss an dem Ankündigungstext. Zwei Briefe – im Format: Empörung! – flattern dem Oberbürgermeister auf den Schreibtisch. Tenor: Der Anzeigentext soll abgeändert werden, Grund seien Falschaussagen.
Was an den Aussagen in der Ankündigung falsch sein soll? Auch beim Lesen der Briefe will sich das dem geneigten Leser nicht so recht erschliessen.
Was sich aber sehr schnell erschliesst: Da erhebt wohl jemand den Anspruch, im Besitz der einzig legitimen Wahrheit zu sein. Diesen Anspruch darf man haben. Aber: Auch andere dürfen ihn haben. Der Oberbürgermeister hat das verstanden. Heisst: Der Ankündigungstext bleibt, und Baab wird auftreten – das ist zumindest derzeit der Stand der Dinge.
Und dieses Verhalten nennt sich: Demokratiebewusstsein.
Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.
Aon Schweiz sagt: 1. Patrik Baab ist ein hervorragender Investigativjournalist. Sein Buch "Auf beiden Seiten der Front" muss man einfach gelesen haben. Für diese Recherchen hat er sein Leben riskiert. Als Dank wird er angefeindet und sogar vom BND überwacht. Auch sein vorangegangenes Buch "Recherchieren - Ein Werkzeugkasten zur Kritik der herrschenden Meinung" sollte man studieren. So sieht man viel klarer wie der heutige unqualifizierte "Scheiberling-Journalismus" funktioniert.
kostas sagt: In Deutschland sind absolute Fanatiker am werk. Nach dem 3.Reich der DDR, nun die dritte Diktatur. Einfach erbärmlich
beograd sagt: Der Mainstream und der 3. Reich werden an Ukraine verbrennen ,und werden das Schicksal nicht verhindern. Wladimir Selenskyj wird von seinen eigenen Generälen bald getötet. Wir sind in einem Stadium, in dem sich irgendwann eine Gruppe von Generälen erheben wird und alles schlecht enden wird. Erinnern Sie sich an Ceausescu. Sie werden einen Scheinprozess abhalten, ihn aller Verbrechen für schuldig erklären und ihn dann töten. Bum – und er ist weg. Möglicherweise gibt es nicht einmal einen Prozess.
Ernemann7b sagt: Die beiden genannten Damen, sicher nicht gerade geistig unterbelichtet, haben Angst. Angst davor, daß man sie anzählen würde, wenn sie sich nicht öffentlich äußern. Ähnliches hatte ich in der ehem. DDR erlebt. Der Film „Erinnerungen an die Zukunft“ griff viele Erkenntnisse von Erich v. Däniken auf, die für DDR-Bürger faszinierend waren. Der Film wurde ohne Vorkommentar gezeigt. Natürlich fühlte sich im Nachhinein ein Wissenschaftler gemüßigt auch seine ablehnende Haltung zum Ausdruck zu bringen.
benno42 sagt: Es wäre gut, wenn die WW mal einen Kriegsreporter präsentiert, dem für den Israel/Palestina - Konflikt etwas ähnliches gelingt. Der Terror findet doch seit mehr als 50 Jahren auf beiden Seiten statt.
Aon Schweiz sagt: Vorschlag:
Investigativjournalist John Pilger.
Seine Bücher und Dokumentarfilme lohnen sich zu lesen/sehen. Die Doku "The War You Don't See : The Propaganda Hides the True Face of War".
Verschiedene Konfliktzonen werden darin beleuchtet und die westliche, kognitive Kriegsführung.
andreas_friedrich sagt: Wir lesen das gern und bleiben kritisch, sowie stets gut gelaunt. Das beste Mittel gegen die Demokratiefeinde, diejenigen, die im Orwell style die Wahrheit gepachtet haben und alles außerhalb der (Partei) Linie, in den Giftschrank packen. Volkskammergefühle der letzten Tage - die bekommt man heute schnell als Überlebender des roten Bollwerks DDR.
anscho sagt: "alles außerhalb der (Partei) Linie in den Giftschrank packen" ist ein interessantes Kriterium. Man liest viele Kommentare und Arikel in der WW, die in diese Kategorie gehören. Ich tendiere darauf die Wharheit zwischen den Fronten zu suchen, aber da ist man für beide Seiten schon ausserhalb.
Käsesemmel sagt: Wie schön, dass es noch aufrechte und an der Wahrheit interessierte Politiker gibt. Warum leben die überwiegend in den neuen Bundesländern? Das Buch selbst ist wunderbar, hoch interessant, spannend und lesenswert. Durch seinen Kauf unterstützen wir den mutigen und aufrechten Journalisten Patrik Baab. Man kann es deshalb gerne Freunden und Verwandten unter den Weihnachtsbaum legen.
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Marcus Klöckner 
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Die "Ossies" (nicht abschätzig gemeint, sondern löblich) haben jahrelang unter der Knute der DDR-Führung gelebt und wissen noch, was echte demokratische Freiheit ist und dass wir sie vehement verteidigen müssen. Ein hehres Vorbild.
"Die Forschungskoordinatorin beim Herder-Institut für historische Ostmitteleuropaforschung vom Historischen Seminar Abteilung Osteuropaforschung der Universität Münster". Das könnte auch von Loriot sein.
Wie schön, dass es noch aufrechte und an der Wahrheit interessierte Politiker gibt. Warum leben die überwiegend in den neuen Bundesländern? Das Buch selbst ist wunderbar, hoch interessant, spannend und lesenswert. Durch seinen Kauf unterstützen wir den mutigen und aufrechten Journalisten Patrik Baab. Man kann es deshalb gerne Freunden und Verwandten unter den Weihnachtsbaum legen.