Die geballte Wirtschaftskompetenz aus dem Ausland sieht es so: Seit Monaten produziert die Industrie in Deutschland immer weniger, schreibt die New York Times. Eine Erholung ist nicht in Sicht. Im Gegenteil: China hat das Land in seinem Kerntalent, der Autoproduktion, übertroffen. Im Tech-Bereich führt die USA. Die Budgetkrise hat nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Möglichkeiten beschränkt, zu investieren. Und der Economist hat schon vor Monaten das Bild eines grünen deutschen Ampelmännchen veröffentlicht, das am Tropf geht.

Einer, der tapfer dagegenhält, ist Finanzminister Christian Lindner. Der FDP-Mann sagte jüngst in Davos: Deutschland sei nicht der kranke Mann Europas, «Deutschland braucht nur Kaffee». Und dann sprach er von Strukturreformen, die nun den Deutschen die Müdigkeit aus den Knochen treiben würden.

Aus dem Mann spricht die Hoffnung eines im Ozean Ertrinkenden, der nach einer Luftmatratze ruft. Wie er anschliessend die tausend Seemeilen Richtung Land treiben will, ist ihm wurscht. Der Krieg in der Ukraine und eine politisch ohne jedes Augenmass betriebene Energiewende haben Deutschland in eine klägliche Lage gebracht. Lindner hat es zu verantworten, dass ihm auch noch alle Haushaltspläne, die das Wort «investieren» kannten, um die Ohren geflogen sind. Was er mit Strukturreformen meint, löst munteres Rätselraten aus.

An Rücktritt hat er öffentlich nicht gedacht, als dazu Zeit gewesen wäre. Jetzt muss er mit der Ampel weiterwurschteln. Die Tasse Kaffee ist da reine Autosuggestion. Die Deutschen jedenfalls stehen ausserhalb seiner Fantasiewelt und schauen zu, wie Lindner auf dem Teppich seiner Träume davonschwebt.