«Die Münchner Sicherheitskonferenz ist das weltweit führende Forum für Debatten zu internationaler Sicherheitspolitik». So lautet die Selbstbeschreibung des Forums.

Die gerade zu Ende gegangene Konferenz ist an ihrem eigenen Anspruch gescheitert. Als Anfang Februar bekannt wurde, dass Russland, dem Iran, aber auch Sahra Wagenknecht der Eintritt in den exklusiven sicherheitspolitischen «Debattenraum» verweigert wird, war klar: Bei der Konferenz mag es um vieles gehen – um echte Debatte in Bezug auf die «Russland-Frage» wohl kaum.

Eingeladen waren vor allem auch Kalte Krieger, bekannte Kriegstrommler und überhaupt Angehörige eines Milieus, das in seinem «Feindbild Putin» nicht gerne durch Differenzierung, Perspektivierung und Zwischentöne irritiert werden möchte.

Dass die im allgemeinen Sprachgebrauch als «Teilnehmerliste» bezeichnete Aufzählung aller Teilnehmer als «Teilnehmendenliste der MSC 2024» bezeichnet wird: Gewiss, das ist nur eine Randnotiz wert. Der woke Zeitgeist will offensichtlich auch bei Sicherheitsfragen präsent sein.

Neben Ex-CIA-Chef David Petraeus waren Hillary Clinton, John Kerry, aber auch deutsche Hardliner der Russland-Politik wie Roderich Kieswetter (CDU), Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) oder Norbert Röttgen (CDU) eingeladen. Bemerkenswert: Auch die Namen vieler Journalisten grosser Medien, die bisher – um es vorsichtig zu formulieren – nicht gerade durch eine ausgeprägte Kritik an transatlantischer Tiefenpolitik aufgefallen sind, stehen auf der Teilnehmerliste. Marietta Slomka (ZDF), Tina Hassel (ARD), Elmar Thevessen (ZDF), Anna Sauerbrey (Die Zeit), Eva Quadbeck (Redaktionsnetzwerk Deutschland), Peter Gregor Schmidt (Stern), Marion Horn (Bild) und nicht zuletzt Jennifer Wilton, Chefredakteurin der Welt.

Wilton veröffentlichte am Wochenende einen Artikel unter der Überschrift: «Was wir uns jetzt von Diktaturen abschauen müssen: Kompromisslosigkeit». Am nächsten Tag wurde die Überschrift geändert. In dem Beitrag ging es um den Tod von Alexei Nawalny. Von kritischer Distanz zum Objekt der Erkenntnis: keine Spur. Putin kann es nur gewesen sein, so der Tenor.

Auch der neue Schweizer Staatssekretär für Sicherheitspolitik, Markus Mäder, war zur Konferenz eigenladen. Passend erschien am Wochenende ein Interview mit ihm, worin er sagte, die Schweiz müsse sich «auf Kriege einstellen». Eine weitere Randnotiz: Die Bild lud am Abend unter anderem Politiker und Journalisten zu einer Feier ein, die unter dem inoffiziellen Motto «Prost gegen Putin» stand.

Marcus Klöckner ist Journalist und Autor. Zuletzt von ihm erschienen: «Möge die gesamte Republik mit dem Finger auf sie zeigen. Das Corona-Unrecht und seine Täter», Rubikon.

Die 3 Top-Kommentare zu "Münchner Un-Sicherheitskonferenz: Am Wochenende gaben sich Kriegstrommler aus Politik und Medien die Klinke in die Hand. Sogar der woke Zeitgeist wollte gegen das «Feindbild Putin» präsent sein"
  • Ranchli

    ... und das alte Feindbild ist wieder hergestellt 👏 wie stabil doch die Weltlage ist. Das ist nur noch mit Satire zu ertragen. Kein Hinterfragen, kein Reflektieren, kein Diverzifizieren, och ja, war doch schon immer so... 🙈 Geld regiert im Hintergrund!

  • R.A. Le Bol

    Seit Montagabend auf TA/BaZ online: Der Entscheid über Assanges Auslieferung (an die USA) steht kurz bevor. Die Kommentarfunktion dazu ist nicht aktiviert. Zufälle gibts...

  • 2standards

    Das Geheimnis von Nawalnajas Lächeln: Der König der Opposition ist gestorben. Lang lebe die Königin? https://dzen.ru/a/ZdHyEU8_NDj2JWf2