Nach seinem Scoop mit dem Putin-Interview erntet Tucker Carlson eine zünftige Ladung Kritik.

Die NZZ porträtiert ihn als «Propagandisten» und «euphorischen Unterstützer Donald Trumps».

Und die FAZ schreibt, Putin habe Carlson für seine «durchsichtige Schützenhilfe für Donald Trump» missbraucht.

Carlson eine Trump-Tröte und Putin ein Donald-Pate?

Die Weltwoche ist das einzige europäische Medium, mit dem sich der aktuell einflussreichste Journalist wiederholt offen ausgetauscht hat.

Als wir Tucker Carlson 2018 im Fox-Studio in Washington besuchten, übte dieser beissende Kritik am damaligen Chef im Weissen Haus. Trump habe seine Wahlversprechen nicht gehalten und tauge nicht zum US-Präsidenten.

Das Weltwoche-Interview schlug in den USA ein «wie eine Bombe».

«Tucker Carlson sagt, Trump sei ‹unfähig› und habe seine Versprechen nicht gehalten», titelte die Washington Post.

Und weiter: «Carlson sagte, er könne Trumps Selbstverherrlichung und Prahlerei nicht ausstehen.»

Drei Jahre später, nach Trumps Abwahl, doppelte Carlson mit ätzender Kritik in der Weltwoche nach: «Es ist keine Frage, dass Trump seine Feinde angeheizt hat.» Schlimmer noch: «Er hat es ihnen erlaubt, sich zu verbünden und sich zu organisieren … Er hat ihr Selbstbewusstsein gestärkt und sie zu seinen Gegnern gemacht.»

Die Folge dieses Versagens sei, dass Joe Biden heute im Weissen Haus sitze, so Carlson zur Weltwoche.

Letztes Jahr traf Carlson dann direkt auf Trump. Der Krieg in der Ukraine war in vollem Gange.

«Das ist ein Krieg, der sofort beendet werden sollte. Nicht wegen der einen oder anderen Seite, sondern weil Hunderttausende von Menschen getötet werden», sagte Trump im Interview zu Carlson. «Er muss gestoppt werden, und er kann sehr leicht gestoppt werden.»

Doch Biden sei offensichtlich dazu nicht imstande.

Unter ihm als Präsidenten hätte Putin die Finger von der Ukraine gelassen, erklärte Trump.

Als er Präsident gewesen sei, hätten Xi, Kim und Putin «grossen Respekt vor unserem Land» gehabt.

Im Interview mit Tucker Carlson diese Woche erwähnte Putin Trump nur ein einziges Mal. Er habe einen Draht zu ihm gehabt, eine «persönliche Beziehung».

Auf die Frage, ob eine neue Regierung in Washington eine Wende in den Beziehungen zwischen den USA und Russland bringen könnte, meinte Putin unbeeindruckt: «Es geht nicht um die Persönlichkeit des Führers. Es geht um die Denkweise der Eliten … Solange die Idee der ‹Herrschaft um jeden Preis›, die auch auf gewaltsamen Aktionen beruht, die amerikanische Gesellschaft beherrscht, wird sich nichts ändern.»