Frank A. Meyer, Ringiers Mann in Berlin, hat für Focus online einen Gastbeitrag geschrieben. Darin wirft er seinem Heimatland vor, es bediene sich «wie ein Stammgast» schamlos und gierig vom Menü, das die Nato und die EU bereitstellten.

Nun ist ein Stammgast keine ehrenrührige Erscheinung, sondern ein vielumworbener, in der Regel klaglos zahlender Kunde, der im Gasthaus dank seiner regelmässigen Besuche überdurchschnittlich viel Geld liegen lässt und entsprechend geschätzt wird.

Meyer stellt die von Verteidigungsministerin Viola Amherd (Mitte) geplante Beteiligung der Schweiz am europäischen Raketen-Schutzschild «Sky Shield» als Akt des eigennützigsten Egoismus dar. Doch ist das Projekt «Sky Shield» vorderhand nicht mehr als eine blosse Absichtserklärung. Das von der Schweiz für zwei Milliarden gekaufte Boden-Luft-Abwehrsystem «Patriot» erscheint da wesentlich wirklichkeitsnaher. Dazu kommen sechs Milliarden, die unser Land für die neuen Kampfjets des Typs F-35A aufwendet.

Im Vergleich zu den Nachbarn Deutschland und Österreich ist die Schweiz damit weder «Trittbrettfahrer» noch «Rosinenpicker» an deren ohnehin mangelnden Verteidigungsanstrengungen. Vielmehr könnte es durchaus sein, dass diese beiden einigermassen entblössten Staaten von der Schweizer Landesverteidigung profitieren wollen. Denn sie haben ihre militärische Abwehr in den letzten Jahren noch mehr vernachlässigt als die Schweiz.

Frank A. Meyer schimpft auch darüber, dass die Schweiz vom gemeinsamen EU-Markt profitiere, aber von der automatischen Rechtsübernahme nichts wissen wolle. Apropos Profiteur: Unser Land weist gegenüber der Bundesrepublik ein Handelsbilanzdefizit von elf Milliarden Franken aus. Und möchte Meyer vielleicht automatisch das chinesische Recht übernehmen, nur weil wir ebenso wie bei der EU dank einem Freihandelsabkommen Zugang zum chinesischen Markt haben?

Sodann zetert Gastautor Meyer über den «Kriminellen im Kreml». Dabei hat er genau wie sein Arbeitgeber Ringier eben noch Altbundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hofiert, der Wladimir Putin als «lupenreinen Demokraten» bezeichnet hat. Jetzt wütet der Kolumnenoligarch Meyer über angebliche «Oligarchengelder» in der Schweiz und «Russlands Alpenvermögen».

Dank seiner billiger Tiraden klopfen die bundesdeutschen Eliten dem Wahlberliner Meyer auf die Schulter. Solche gern gehörten Schmeicheleien an die Adresse des Gastlandes haben ihm schon das Bundesverdienstkreuz verschafft. Wäre er zu Hause geblieben, hätte seine Eitelkeit angesichts des helvetischen Ordensverbots solchen Zucker nicht bekommen. Frank A. Meyer gleicht einer schnurrenden Katze, die vorne leckt und hinten kratzt.