Der Staatspräsident der Ukraine, Wolodymyr Selenskyj, hatte gestern seinen grossen Auftritt im Bundeshaus in Bern.

Dort traf er mit Ausnahme der SVP alle Parteispitzen. Anschliessend fand ein Gespräch mit Bundespräsidentin Viola Amherd statt.

Nach dem Treffen gaben Amherd und Selenskyj bekannt, die Schweiz und die Ukraine wollten gemeinsam einen «Friedensgipfel» auf höchster Ebene organisieren. Wobei man präzisieren muss: Selenskyj sprach von einem hochrangigen Gipfel, Amherd bloss von einer Friedenskonferenz. Aber wahrscheinlich tut das nichts zur Sache.

Die Frage ist hingegen, ob es einen Friedensgipfel geben kann, wenn einer der Kriegsparteien – in diesem Falle Russland – aussen vor bleibt.

Freilich kann es nicht schaden, wenn sich der Westen mit der Ukraine auf ein paar Friedensziele einigt. Aber so, wie die Party aufgegleist ist, kann man sich schon fragen, ob es hier tatsächlich um die Suche nach einer Friedenslösung geht.

Oder versucht Selenskyj noch mehr Verbündete um sich zu scharen, um seinen Kreuzzug gegen Feind Russland, der in der Logik von Selenskyj und seinen Fans ganz Europa und gar auch die Welt bedroht, aufrechtzuerhalten? Die Schuld Russland sei schliesslich klar erwiesen, Putin sei der Angreifer – so lautet die Erzählung, die uns die Ukraine und der Westen seit Kriegsbeginn auftischen.

Selenskyj sprach auch gestern vom Angreifer. Nur eben: Mit der Dämonisierung Russlands bringt man Putin garantiert nicht an den Verhandlungstisch. Und je länger der Krieg dauert, je mehr Tote er fordert, desto schwieriger wird es für Selenskyj, seine Kriegsziele – wie die Rückeroberung der von Putins Truppen besetzten Gebiete in der Ukraine – aufzugeben.

Schade, dass sich der Bundesrat vom ukrainischen Staatschef immer stärker in den Ukraine-Krieg verstricken lässt und dabei auch unsere bewährte Neutralitätspolitik aufs Spiel setzt.