Vorhang auf für die grosse Show des globalen Südens: Vom 22. bis zum 24. August stehen in Johannesburg rund vierzig Staats- und Regierungschefs auf der Bühne der G-7-Kritiker, zusammen mit Südafrikas Cyril Ramaphosa, Chinas Xi Jinping, Indiens Narendra Modi und Brasiliens Lula da Silva. Der russische Aussenminister Sergei Lawrow vertritt Wladimir Putin, der auf die Teilnahme verzichtet hat, weil ihm eine Verhaftung droht, falls er das Land betreten würde.

Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, die mit dem Akronym Brics zusammengefasst werden, haben allerhand vor: Sie wollen den Brics-Club erweitern, um ihrem Ziel näher zu kommen, ein Gegengewicht zur Vormachtstellung des Westens zu schaffen.

Seit Jahren sehen sich die Brics-Länder als ein Symbol wirtschaftlicher Hoffnung, die auf Entwicklungsländer in Afrika, Asien, Lateinamerika und Ozeanien übergreifen solle, und als Gegenpol zu den Industrieländern.

Doch die bisherigen Resultate der Brics-Koalition sind eine herbe Enttäuschung. Sie haben zwar 2015 einen multilateralen Kreditgeber gegründet, die Neue Entwicklungsbank. In ihrer gesamten Geschichte hat sie jedoch nur Projekte im Wert von 33 Milliarden Dollar genehmigt. Die Weltbank hingegen hat allein im Haushaltsjahr 2022 104 Milliarden Dollar zugesagt.

Der wirtschaftliche Einfluss der Brics-Gruppe kann nur als bescheiden bezeichnet werden. Obwohl sie 42 Prozent der Weltbevölkerung umfasst, erbringt sie bloss 23 Prozent der globalen Gesamtproduktion und wickelt nur 18 Prozent des Welthandels ab.

Auch der Erfinder des Akronyms Brics, Jim O’Neill, der einst die Truppe des Südens als Wachstumsmotor gepriesen hatte, ist heute skeptisch: In der Financial Times kritisiert er die geringe Handelsintegration, das ungleiche Wachstum der einzelnen Brics-Staaten, die geringe Durchsetzungskraft gegenüber der internationalen Ordnung, die mangelnde Koordinierung bei wichtigen Themen und die verpasste Gelegenheit, strategische Kooperationsabkommen zu schliessen.

Im Vorfeld des fünfzehnten Gipfeltreffens der Gruppe brachte er seine Enttäuschung über die schwache Show klipp und klar zum Ausdruck: Die Brics-Länder hätten «nie etwas erreicht, seit sie zum ersten Mal zusammenkamen», so O'Neill.

Die Forderung des brasilianischen Präsidenten Lula da Silva und anderer Politiker des Blocks nach einer «Handelswährung» der Brics-Staaten bezeichnet O'Neill sogar als «einfach lächerlich. Sie wollen eine Brics-Zentralbank gründen? Wie soll das gehen? Das ist fast schon peinlich».

Der Dollar, von dessen Einfluss sich die Brics-Staaten lösen möchten, ist nach wie vor dominant. Dabei dürfte es aus drei Gründen bleiben. Erstens scheiterte das Konzept einer südamerikanischen Handelswährung namens Sur daran, dass die Interessen kleinerer Länder von der viel grösseren Wirtschaft Brasiliens einfach erdrückt worden wären. Zweitens bleibt der chinesische Yuan eine marginale Währung, da seine Verwendung im Ausland nicht einmal innerhalb Asiens signifikant ist. Und drittens hat das Projekt der Opec Schiffbruch erlitten, eine Petro-Währung einzuführen. Eine Ansammlung geografisch ungleicher Nationen à la Brics kann sich da kaum bessere Chancen ausrechnen.