Unter den 23 bedeutendsten Banken im US-Finanzmarkt befinden sich auch sechs ausländische, darunter die UBS und die ehemalige Credit Suisse. Auch deren US-Rechtseinheiten wurden von der US-Reservebank dem jährlichen Stress Test basierend auf den Geschäftszahlen per Ende 2022 unterzogen.

Damit soll geprüft werden, ob die Banken über ausreichende Eigenmittel verfügen und auch in einer schweren Rezession in der Lage wären, die Haushalte und die Wirtschaft mit ausreichend Krediten zu versorgen. Die finanzielle Widerstandsfähigkeit wird ermittelt, indem die Erträge und Kosten, die Verluste und deren Auswirkungen auf die Eigenmittel unter einem ungünstigen Wirtschaftsszenario geschätzt werden. Aufgrund der Stress-Tests werden die Eigenmittelanforderungen in Form eines Zuschlags auf dem gesetzlichen Minimalkapital für das Folgejahr festgelegt. Auch das erlaubte Ausmass von Aktienrückkäufen und die Dividendenhöhe hängen davon ab.

Im jüngsten Test mussten die Banken nachweisen, dass sie eine Arbeitslosigkeit von 10 Prozent, einen Sturz der Preise von Geschäftsliegenschaften um 40 Prozent und der Eigenheime um 38 Prozent und einen Fall der Kurzfristzinsen auf gegen null Prozent überstehen könnten. Die Kreditausfälle lägen je nach Art zwischen 2,7 und 17,4 Prozent.

Zuerst die positive Nachricht: Den risikogewichteten Aktiven von 10'090 Milliarden US-Dollar standen Eigenmittel von 1'246 Milliarden gegenüber. Der Stress-Test zeigt, dass die grössten 23 Banken in der Lage wären, Verluste von mehr als die geschätzten 541 Milliarden US-Dollar zu absorbieren und weiterhin Kredite an die Haushalte und die Wirtschaft gewähren könnten.

Seit der Finanzkrise 2007/08 haben die Banken in den USA ihre Eigenmittel (inklusive ausgewiesene Reserven) im Verhältnis zu den risikogewichteten Aktiven massiv von einst rund 5 auf 12,4 Prozent erhöht. Davon würden sie im supponierten Krisenfall bis zum ersten Quartal 2025 rund 2,3 Prozentpunkte verlieren, aber mit 10,1 Prozent immer noch eine doppelt so hohe Eigenmitteldecke wie 2009 aufweisen.

Die Eigenmittelquote entspräche auch immer noch mehr als das Doppelte des gesetzlichen Minimums.

Die Eigenkapitalquote in Prozenten der Bilanzsumme, um Goodwill und andere nicht greifbare Aktiven wie Steuerguthaben bereinigt, würde im Krisenfall von 7,5 Prozent auf 6,2 Prozent fallen, das gesetzliche Minimum von 4 Prozent aber klar übertreffen. Die Leverage ratio der CS würde von 19,8 auf 14,8, jene der UBS von 8,5 auf 5,3 Prozent sinken.

Wie vergleichen sich die im Stress-Test enthaltenen US-Geschäftsaktivitäten der beiden Schweizer Grossbanken in diesem Banken-Universum? Mit risikogewichteten Aktiven der UBS von 70,7 Milliarden Dollar und der Credit Suisse mit 44,6 Milliarden machen diese 1,15 Prozent der stressgetesteten Banken aus. Die Eigenmittel von 11,4 und 12,5 Milliarden entsprechen 1,9 Prozent der Eigenmittel aller 23 Banken. Die Einschüchterungen mit einem Weltuntergang der Finanzwelt bei einem CS-Kollapses erscheinen masslos übertrieben.

Im getesteten Krisenfall ging die Federal Reserve bei der Credit Suisse (USA) für 2004 bis zum ersten Quartal 2025 von einem Verlust von 3,3 Milliarden, für die UBS von 2,4 Milliarden aus. Die Eigenkapitalquote (zu risikogewichteten Aktiven) der UBS würde von 16,1 Prozent auf 8 Prozent, jene der Credit Suisse von 27,8 auf noch 20,7 Prozent sinken.

Trotz der höchsten Eigenkapitalquote aller 23 Banken kam es jedoch zu einem Absturz der CS, weshalb sich die Frage stellt, wie sinnvoll solche Tests sind und wie es denn um die anderen Finanzinstitute steht, wenn ein elektronischer Bank-run eine weit weniger gut eigenfinanzierte US-Banken treffen würde. Immerhin räumt die Fed ein, dass Stress-Tests nur eines von mehreren Instrumenten seien, um den Zustand des Finanzsystems zu messen und man müsse bei der Interpretation der Ergebnisse vorsichtig bleiben.