Das Ergebnis der US-Wahl zerstört gleich vier wirtschaftliche Mythen.

Mythos Nummer eins: Die Märkte hassen Unberechenbarkeit

Das stimmt nicht. Denn hinter den ominösen «Märkten» stehen reale Menschen. Es sind Anleger, die rationale Entscheidungen treffen. Und sie haben heute für ein Kursfeuerwerk gesorgt, weil sie glauben, dass es mit Trump bei den unterschiedlichsten Anlageklassen nach oben geht. Die Weltanleger halten Trump nicht für unberechenbar, sondern so wie die Mehrheit der US-Wähler für einen, der ihnen mehr Geld ins Portemonnaie spült.

Mythos Nummer zwei: Trump ist erratisch

Das glauben die Anleger nicht. Sie haben genaue Vorstellungen davon, was der neue Präsident unterstützen wird und was nicht. Krypto-Währungen erleben am Tag nach der Wahl einen Boom. Der Bitcoin steigt um 8 Prozent und die derzeit angesagteste Kryptowährung Solana sogar um 14 Prozent. Die Tesla-Aktie von Trump-Freund Elon Musk geht mit einem Plus von ebenfalls 14 Prozent durch die Decke. Die deutschen Autowerte dagegen geraten unter Druck, weil allen klar ist, dass vor allem sie die Trump-Ankündigung höherer Zölle ausbaden müssen. Gold, das immer steigt, wenn die Unsicherheit gross ist, wackelt ein bisschen nach oben, ist aber nicht der Rede wert. Der Dollar ist leicht stärker, was alle widerlegt, die glauben, dass mit Trump und einer Verschuldungsorgie die Inflation zurückkehrt. Der Ölpreis zieht an, was an der Annahme der Anleger liegen dürfte, dass sie von einer brummenden Weltkonjunktur ausgehen.

Mythos Nummer drei: Für die Deutschen wird Trump eine Katastrophe

Die Anleger sind anderer Meinung. Der DAX startet munter im Plus. Grösster Gewinner ist der Rüstungskonzern Rheinmetall mit gut 10 Prozent, um die die Aktie nach oben schiesst. Dahinter steckt: Trump wird Deutschland die Einhaltung des Nato-Ziels verordnen und damit die Rüstungsausgaben steigen lassen. Die Futures auf die grossen US-Indizes wie den Dow Jones Industrial Average und den technologielastigen Nasdaq 100 ziehen deutlich an, was zeigt, dass auch an der Wallstreet gefeiert wird.

Mythos Nummer vier: Der US-Präsident steuert die Weltwirtschaft

Börsenhistoriker hat die Wahl nicht erschüttert. Sie haben gemessen, um wie viel sich die Börsen bisher nach oben oder unten bewegt haben, wenn ein republikanischer oder ein demokratischer Präsident die Macht übernahm. Ergebnis: Völlig egal. Unter beiden Parteien ging es stets solide nach oben. Eine Ausnahme macht nur der Republikaner George W. Bush, in dessen Amtszeit allerdings auch der Anschlag aufs World-Trade-Center in New York und der Börsencrash fiel, der durch die Immobilien- und Bankenkrise ausgelöst worden war. Ansonsten: Wachstum steckt in den Börsengenen. Das kriegt keiner klein.