Die Ukraine hat keine Chance mehr, die russischen Verteidigungslinien zu überwinden und ihre grosse Gegenoffensive zu einem Erfolg zu führen. Zu diesem Ergebnis kommt der amerikanische Investigativ-Journalist Seymour Hersh nach Gesprächen mit Geheimdienstquellen in den USA: «Die Realität ist, dass (Präsident) Wolodymyr Selenskyjs ramponierte Armee keine Chance mehr auf einen Sieg hat.»

Der Krieg werde nur deshalb fortgesetzt, weil Selenskyj dies so wolle, schreibt Hersh unter Berufung auf einen Regierungsbeamten mit Zugang zu Geheimdienstinformationen. Weder in Kiew noch in Washington gebe es Debatten über einen Waffenstillstand oder Interesse an Gesprächen, die zu einem Ende des «Schlachtens» führen könnten. «Es sind alles Lügen», beschrieb der Beamte ukrainische Behauptungen über Fortschritte bei der Offensive. Die Truppen hätten vielmehr «gigantische» Verluste hinnehmen müssen, derweil sie nach ukrainischen Angaben nur «Meter pro Woche» vorrückten.

Russlands Präsident Wladimir Putin habe einen «dummen» Fehler gemacht, als er den Krieg vom Zaun brach. Aber auch die Entscheidung von Präsident Joe Biden, die Ukraine einen Stellvertreterkrieg führen zu lassen, sei ein Fehler gewesen. «Deshalb müssen wir ihn jetzt mit Hilfe der Medien zum Buhmann machen, damit wir unseren Fehler rechtfertigen. Dazu gehörten – falsche – Gerüchte über angebliche schwere Erkrankungen Putins.»

Die Ukraine habe im Verlauf der Offensive nicht nur viele Soldaten verloren, sondern auch «horrende» Verluste an Panzern und Schützenpanzern zu verzeichnen. Daher hätten «wesentliche Teile» der ukrainischen Armee eigenmächtig entschieden, die Offensive einzustellen. Die beiden Dörfer, die Kiew nach eigenen Angaben unlängst eroberte, seien so klein, dass sie «zwischen zwei Werbetafeln am Rand der Autobahn» passen würden.

Hersh wies erneut auf Meinungsverschiedenheiten innerhalb der amerikanischen Geheimdienste hin. Während die CIA kontinuierlich skeptisch über die ukrainischen Fähigkeiten berichte, zeichne die dem Pentagon unterstehende Defence Intelligence Agency (DIA) ein sehr viel positiveres Bild. Ihre Briefings würden von Aussenminister Antony Blinken und Sicherheitsberater Jake Sullivan vorgezogen.