Vieles, wenn nicht alles an Javier Milei ist erstaunlich.

Das staatswirtschaftlich zugrunde gerichtete Argentinien hat den libertären Wirtschaftswissenschaftler mit deutlicher Mehrheit zum Präsidenten gewählt. Nach der Wahl reduzierte er den Regierungsapparat sogleich massiv. Und jetzt kam er mit einer Linienmaschine ausgerechnet zum World Economic Forum, um ein Plädoyer für freie Märkte, für Wohlstand und gegen bürokratisch diktierte Ökonomien zu halten. Ausgerechnet dort. Im Zentrum des exzessivsten Anspruchs, den ganzen Planeten zwischen Ozonschicht und Biogenetik total zu beherrschen.

Anmoderiert wurde Milei von der sagenumwobenen Eminenz des Forums, Klaus Schwab, der den Libertarismus kürzlich noch als gefährliches Anti-System beschrieben hatte. Wer sich vor der Rede des Präsidenten gefragt hatte, was ein Libertärer in Davos suchen könne, der hat Antwort bekommen: Milei drehte die blau schimmernde Herzkammer des Interventionismus Satz für Satz auf links. Er hob an, indem er nüchterne Zahlen zu marktwirtschaftlichen Erfolgen gegen die Armut präsentierte. Und dann warnte er vor der zeitgenössischen Tendenz, den Wohlstand des Westens durch neue Formen der anmassenden Zentralverwaltungs-Wirtschaft zu zerstören. Mehr noch: Er nannte die Gegner der Freiheit beim Namen. Sozialisten, Kommunisten, Globalisten.

Wer in dieser Weise furchtlos die Bühne der Welt betritt, dessen Ermutigung an die arbeitende Bevölkerung ist glaubhaft: Lasst euch nicht politisch kleinmachen, sondern habt Vertrauen in eure eigene, wohlstandsschaffende Kraft! Die Gesellschaftsingenieure sind noch immer gescheitert. Märkte hingegen haben das Potenzial, sich selbst zu organisieren. Man muss sie nur lassen.

Manche Journalisten halten das für «rechts», was immer das sei. Im Vergleich dazu ist der systematische Ruf Mileis unzweideutig: «Viva la libertad – carajo!»