Und jetzt gehen sich alle ans Leder: Bei VW machen Betriebsrat und Gewerkschaften mobil gegen das Management. Sie drohen mit Streik. Das Management wiederum schiesst gegen den Betriebsrat und verschärft die Liste der möglichen Grausamkeiten: Weil der Absatz klemmt, könnten bis zu drei Werke geschlossen, Löhne gekürzt und Nullrunden gefahren werden. Merkwürdig eigentlich, dass sich ein Dritter Beteiligter – der Staat – so schön heraushalten kann.

Dabei steht der Staat bei der Frage, wer das VW-Desaster zu verantworten hat, in der ersten Reihe. Denn VW ist nach der Deutschen Bahn der grösste Staatskonzern, den sich Deutschland leistet. Das Land Niedersachsen kann im Aufsichtsrat des Konzerns nicht überstimmt werden.

Diese einmalige Konstruktion haben die Macher einst bewusst gewählt, weil sie schon früh um die existenzielle Bedeutung des Konzerns für das Land wussten. Ihr Blüte erlebte die Zusammenarbeit, als sich der legendäre Konzernlenker Ferdinand Piëch und der damalige Kanzler der Bosse Gerhard Schröder die Bälle zuspielten.

Vorläufiger Tiefpunkt ist die Berufung einer grünen, ausbildungslosen Kulturpolitikerin zur Landesvertreterin in den VW-Aufsichtsrat. Sie zog in das Gremium ein mit dem Diktum, VW noch schneller zum reinen E-Auto-Anbieter machen zu wollen. Und sie hat es geschafft. Wenn Kanzler Olaf Scholz jetzt von Fehlern des Managements spricht, die die VW-Mitarbeiter nicht ausbaden dürften, dann ist das an Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. Der einzige Fehler der VW-Manager bestand darin, den Politikern im eigenen Aufsichtsrat Glauben zu schenken. Als die dann entgegen allen Prophezeiungen über Nacht die E-Auto-Kaufprämie strichen, brach der Absatz der viel zu teuren Elektro-Modelle von VW ein.

Der Staat ist ein schlechter Eigentümer von Unternehmen, die sich am Markt behaupten müssen. Das ist die einzige schon jetzt gültige Lehre aus dem VW-Debakel.