Der Gast, den Olaf Scholz heute Donnerstag zum Lunch trifft, hat sein Amt geerbt, wie sein Vater vor ihm und wie dessen Vater vor ihm. Scheich Tamim Bin Hamad Al Thani hat zwölf Kinder und drei Ehefrauen. Er sitzt auf riesigen Gas- und Ölvorkommen, weswegen der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) auf der Suche nach LNG-Gaslieferanten vor ihm den Diener machte. Er ist Grossinvestor bei deutschen Unternehmen, die so klingende Namen wie Volkswagen und Deutsche Bank tragen. Und er ist einer der wichtigsten Geldgeber der Hamas, jener Terror-Organisation, auf deren Konto der Angriff auf Israel geht.

Katar und seine Herrscherfamilie sind neben dem Iran seit vielen Jahren der zentrale Verbündete der Terror-Organisation Hamas. Als wegen des Bürgerkriegs in Syrien die Auslandsführung der Hamas eine neue «Heimat» suchte, nahm Katar sie auf. Die Hamas-Exilanten feierten jetzt in Doha den Terror-Überfall auf Israel am Samstag und stellten darüber Filmchen ins Netz.

Katar hält die Hamas-Herrschaft im Gazastreifen seit Jahren mit Geld am Leben. Es sieht darin die Chance, an Gewicht zu gewinnen und eine Alternative zu den «Platzhirschen» Ägypten und Saudi-Arabien zu sein. Israel wiederum nahm Doha als Gesprächspartner wahr, um eine Eskalation der Gewalt im Gazastreifen zu verhindern. Das ist jetzt gründlich misslungen. Das Rätsel ist ungelöst, wie viel dem Emir von den Kriegsvorbereitungen der Hamas bekannt war. Scholz weiss also, worauf er vor dem letzten Bissen beim Lunch mit dem Emir eine Antwort haben müsste.

Das Treffen der beiden Staatsmänner macht deutlich: «Wertegeleitete Aussenpolitik», wie sie sich die Bundesregierung unter ihrer grünen Aussenministerin Annalena Baerbock vorgenommen hat, hört da auf, wo das das Geschäft beginnt. Also da, wo es wichtig wird.