Wie wurden Ungarns Viktor Orbán und Polens frühere Regierung geprügelt für ihre Migrationspolitik. Aber selbst sie wären nie so weit gegangen wie der neue Premier Donald Tusk: Er legt Hand ans Allerheiligste und droht, das Grundrecht auf Asyl auszusetzen.

Doch Tusk wurde nicht gerügt, sondern gepriesen. Die EU einigte sich nach seiner Bombe sogar auf einen harten Kurs.

Wenn zwei das Gleiche tun, ist es tatsächlich nicht dasselbe.

Warum blieb Tusk ungeschoren? Dank eines Tricks. Er gab nicht Scheinasylanten oder Schleusern die Schuld, sondern den osteuropäischen Herrschern Alexander Lukaschenko und Wladimir Putin.

Ein genialer Vorwand, denn sie könnte man für eine Missernte an der Algarve oder Hagel in Hessen verantwortlich machen, und jeder würde es glauben.

Doch wir wollen nicht kritteln. Immerhin ist die EU verspätet aufgewacht. Bleibt abzuwarten, wie es mit der Umsetzung der markigen Worte klappt.

Zweifel sind angebracht, schaut man sich die Begründung für die Kehrtwende an. Man habe auf rechte Parteien und Regierungen reagiert. Aber wurden die nicht von Bürgern gewählt, denen die Politik der anderen nicht passte?

Aber nein. Der Bürger kommt im Weltbild der Altparteien noch immer nicht vor.