Wenn der chinesische Präsident Xi Jinping nach Moskau kommt, besucht ein Wirtschaftsgigant seinen abhängigen Nachbarn. 22 Prozent des russischen Aussenhandelsvolumens entfallen inzwischen auf China – aus chinesischer Perspektive sind es 3 Prozent. Die eigentliche Bedeutung der chinesisch-russischen Entente liegt im geopolitischen Tauziehen zwischen China und den USA.

Den Ukraine-Krieg wird Xis Reise nicht beenden. Dort sind die Interessen beider Hauptstädte, Peking und Washington, derzeit fast deckungsgleich. Friede steht nicht im Vordergrund. Es geht um Russland, dessen nachhaltige Schwächung sowohl den Chinesen als auch den Amerikanern zupass kommt.

Das allerdings in Grenzen. Die USA wollen nicht, dass Russland den Chinesen allzu leicht in den Schoss fällt. Und die Chinesen wollen nicht, dass Russland in Europa überhaupt keine amerikanische Aufmerksamkeit mehr bindet.

Zudem haben die USA und ihre Verbündeten unzweideutig Partei ergriffen. Sie kämpfen für die Autorität «ihrer» regelbasierten Weltordnung, die Russland gebrochen hat. Als Vermittler scheiden sie daher aus.

Auch stützt nur ein Teil der «internationalen Gemeinschaft» die gegen Russland gerichteten Sanktionen. Waffen an die Ukraine liefern überhaupt nur wenige Länder. Generell sieht man die Rolle des Westens vielerorts kritisch – der Vorwurf doppelter Standards steht seit langem im Raum. Xi weiss genau, dass die Idee einer neuen, multipolaren Weltordnung (wie immer sie aussehen soll) nicht nur bei den üblichen Verdächtigen, also Systemkonkurrenten wie China, Russland oder dem Iran, ihre Anhänger hat.

Daher wird er weder einen unrealistischen Frieden fordern noch durch nennenswerte Waffenlieferungen den Zorn der USA auf sich ziehen.

Seine Reise soll der Welt vor allem zeigen: Wenn irgendwann der Tag X gekommen ist, steht Peking als Makler bereit.