Maybrit Illner, Moderatorin der gleichnamigen öffentlich-rechtlichen ZDF-Sendung, hat ihre Laufbahn als Moderatorin beim DDR-Fernsehen und als Mitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) begonnen. Möglicherweise hängt es mit dieser diktatorischen Vergangenheit zusammen, dass Illner eine Einheitsmeinung dem Austausch kontroverser Standpunkte vorzieht.

Gäste aus der AfD beispielsweise lädt sie in ihre Diskussionssendung nicht ein, so verriet sie neulich dem Magazin Focus, weil es sonst «eine unproduktive Debatte» gebe. Gemäss diesem illnerschen Konzept herrschte gestern Abend eine enorm produktive Debatte über die Frage «Schafft die Ukraine die Wende?». Es herrschte nämlich eine einzige Einheitsmeinung aller fünf Gäste, inklusive Moderatorin.

Boris Pistorius (SPD) vertrat als Verteidigungsminister die deutsche Ampel-Regierung, die in der Ukraine-Frage so unbunt ist wie das Fernsehen der fünfziger Jahre. Das Leak amerikanischer Geheiminformationen solle man «gelassen einsortieren». Das russische Kriegsmaterial sei «in erbärmlichem Zustand» und «teilweise steinalt». Besonders wichtig für die ukrainische Sache sei jetzt, «dass die Unterstützung anhält».

Maybrit Illners Dauergast Roderich Kiesewetter (CDU) ist Obmann des Auswärtigen Ausschusses im Bundestag. Für ihn ist das Geheimdienst-Leak ein «Weckruf, mehr zu tun», die Europäer müssten jetzt ein «Zeichen der Geschlossenheit» geben. Die «geschätzte Kollegin» Alice Bota von der Zeit zeichnete ein «desaströses Bild der russischen Armee».

Frederik Pleitgen, Auslandkorrespondent beim amerikanischen Sender CNN, empfindet die Stimmung bei den Russen als «gedrückter als auch schon». Und Frank Sauer, Experte für Sicherheitspolitik an der Universität der Bundeswehr in München, möchte vorderhand noch zurückstellen, ob die Ukraine die Krim zurückerobern solle.

Einzige Anliegen der Sendungsteilnehmer waren folgende: Wie bringen die USA und ihre Verbündeten möglichst rasch möglichst viele Waffen an die Front? Und wie bringt man die Zweifler und Skeptiker endlich ins Unterstützungslager? Wege zu einem Frieden und zu einem Ende des Schlachtens, Kritik an der Strategie der Falken in den USA und in der Nato: Fehlanzeige.

Einigkeit herrschte auch in der Frage, dass man jetzt über die seit langem angekündigte ukrainische Frühjahrsoffensive nicht sprechen dürfe, um so das Element der Überraschung zu wahren. Diese wäre dann aber auch die einzige Überraschung einer öffentlich-rechtlichen Einheits-Indoktrinierung, die am Zustand der demokratischen Diskussionskultur in der Bundesrepublik Deutschland zweifeln lässt.