Der Ausgang der deutschen Wahlen ist keine gute Nachricht für unser Land. Gewonnen hat der arg gerupfte Kanzler-Favorit Friedrich Merz mit dem zweitschlechtesten Resultat seiner Partei in der Geschichte der Bundesrepublik. Da er jede Zusammenarbeit mit der rechten Oppositionspartei Alternative für Deutschland verweigert, bleibt er auf die Hilfe der Linken angewiesen, der SPD, die regelrecht abstürzte. Deutschland bekommt keine bürgerliche Wende.

Das bedeutet Stress, schlechte Laune, leere Kassen, mehr Druck auf die Schweiz. Deutschland geht pleite, Frankreich ist es schon, die Europäische Union pfeift aus dem letzten Loch. Anstatt sich auf die Friedensmusik aus Washington einzustellen, bunkern sich die Europäer in kriegerischen Wahnvorstellungen ein. Bald-Kanzler Merz stellt Russland und die USA auf die gleiche Stufe, bezeichnete die Interventionen der Trump-Vertrauten Musk und J. D. Vance als ebenso «unverschämt» wie die Politik des Kremls.

Es steht uns nicht zu, diese krausen Positionsbezüge des angeblichen Transatlantikers Merz zu kritisieren. Die Deutschen müssen selber entscheiden, wen sie wählen. Hier interessieren nur die drohenden Auswirkungen auf die Schweiz. Und die sind finster. Die EU braucht dringend Geld, für den Sozialstaat, für die Aufrüstung, für die Ukraine, Geld, das Deutschland immer weniger hat. Man wird versuchen, an die Vermögen in der Schweiz heranzukommen.

Das ist keine Journalistenparanoia. Das ist die Wirklichkeit. Der deutsche Botschafter in Bern, Michael Flügger, gab den Tarif im Staatsradio durch. Man «erwarte» mehr Solidarität der Schweiz für die Sicherheit in Europa. Der SRF-Reporter hätte erwidern können, dass der Beitrag der Schweiz zur Sicherheit in Europa vor allem darin bestehe, dass die Schweiz im Unterschied zu Deutschland keine zwei Weltkriege angezettelt habe. Doch der Einspruch blieb aus. Flüggers freche Forderungen blieben unerwidert.

Wir können uns auf weitere Verleumdungen und Anschwärzungen aus der europäischen Nachbarschaft gefasst machen. So werden sie in Brüssel und Berlin durch Vorwürfe versuchen, das politische Immunsystem der Schweiz zu lähmen, die Abwehrkräfte der Unabhängigkeit und des Selbstbewusstseins zu schwächen. Unsere Medien werden in die Kritik von aussen freudig einstimmen, und es ist zu befürchten, dass auch unserem Bundesrat die Kraft fehlen wird, der Plünderung zu trotzen.

Auch diese Einschätzung ist nicht einer depressiven Anwandlung geschuldet. Die Landesregierung spurt den ausländischen Raubzug ja längst vor, indem sie die Schweiz der EU institutionell zu unterwerfen gedenkt mit den neuen Verträgen, die Brüssel feiert, als wären sie schon unter Dach und Fach. Sich der EU zu unterwerfen, ist das Dümmste, was die Schweiz jetzt machen könnte. Nur Verräter oder politische Analphabeten liefern ihr Land fremdem Recht und fremden Richtern aus. Und zahlen auch noch Geld dafür.

Doch Schaden macht klug. Schmerzlich dürften die Schweizer Bundesräte vielleicht jetzt den Wert der von ihnen mit Füssen getretenen Neutralität entdecken. Die Friedensgespräche zwischen Amerika und Russland finden ohne die Schweiz statt, weil die Schweiz nicht mehr neutral ist. Ohne ihre Neutralität aber verliert die Schweiz ihren Wert, ihren Nutzen für die Grossen. Wer nimmt Rücksicht, wer hilft unserem Land, wenn es von aussen unter Druck geraten sollte? Wann realisieren sie es im Bundeshaus?

Die Schweiz als Prügelknabe der Welt, als Bankomat der Europäischen Union: So weit wird es kommen, wenn wir politisch nicht endlich gegensteuern. Eine neutrale Schweiz wäre, wie früher, eine hochgeschätzte Bühne internationaler Verhandlungen, das globale Zentrum internationaler Institutionen in Genf, auch der glaubwürdige Stützpunkt für Wirtschaftsunternehmen, Sportverbände und alle anderen Organisationen, die aus der unabhängigen Schweiz heraus in die Welt ausstrahlen.

Hoffnung kommt aus den USA. Die Trump-Administration ist der Schweiz wohlwollend, geradezu freundschaftlich verbunden. Trotzdem prügeln unsere Medien, selbst die bürgerlichen wie die NZZ, auf den neuen Präsidenten ein, begegnen sie ihm kritisch bis feindselig. Der Vorgängerregierung Biden fächelten sie noch Parfümwolken zu, rollten sie den roten Teppich aus. Obwohl deren diplomatischer Vertreter in Bern, der unmögliche Scott Miller, die Schweiz beleidigte, sie das «Loch in einem Donut» nannte.

Unsere grossen Medienhäuser haben den Sinn für Unabhängigkeit und Neutralität verloren. In allen grossen Fragen der jüngeren Gegenwart lagen sie falsch: Klima-, Migrations-, Corona- und Ukraine-Politik. Wer kann von solchen Irreführern der öffentlichen Meinung ein sachdienliches Urteil in Fragen der nationalen Interessen und der Geopolitik erwarten? Wieder einmal wird es an den Schweizern selber liegen, an den Stimmbürgern, den Politikern und Journalisten, den Weg zu weisen.

Rückenwind kommt aus den USA. Trump und seine Kollegen sind Freiheitskämpfer. Sie kommen aus der Wirtschaft, der Wirklichkeit, sind keine Kreaturen des «tiefen Staats». Unsere Medien sehen darin nur Risiken und Gefahren. Das zeigt, wie ängstlich und fantasielos, wie geistig verstaatlicht unser Journalismus bereits ist. Wo sind eigentlich die Schweizer Bürgerlichen ausserhalb der SVP, die Unabhängigkeit, Neutralität, Freiheit und die schweizerisch-amerikanische Freundschaft verteidigen?

Trotzdem bleibt Zuversicht Pflicht. Die Lage in der Ukraine ändert sich dramatisch zum Besseren. Allmählich merken die Leute, dass sich der angehimmelte Selenskyj als der gefährliche politische Hasardeur entpuppt, der er immer war. Dieser Tage verweigerte ihm sogar das eigene Parlament, im Beisein hochrangiger EU-Vertreter, die Zustimmung zu einer Unterstützungsresolution. Friedenszeiten brechen an. Kriegstreiber bekommen Schwierigkeiten. Und der Ukraine-Konflikt wird endlich sachlicher beurteilt.

Nein, die Weltwoche schreibt nicht die Reden von US-Präsident Donald Trump. Aber wir müssen uns auch nicht entschuldigen, dass die US-Regierung verwirklicht, was wir seit drei Jahren schreiben: Die westliche Strategie gegen Russland scheitert. Es ist Wahnsinn, Russland an dessen Grenzen militärisch besiegen zu wollen. Verhandeln ist besser als schiessen, Frieden besser als Krieg. Trump hat es gemerkt. Die EU ziert sich noch, und die Schweiz muss aufwachen, wieder zu sich selber finden.