Die Idee von US-Präsident Donald Trump, Gaza in eine Riviera des Nahen Ostens zu verwandeln und die Palästinenser nach Jordanien oder Ägypten auswandern zu lassen, stösst auf massiven Widerstand: im arabischen Raum, im Westen, bei der Uno und bei Völkerrechtlern.

Dabei ist der Plan, den gescheiterten Quasi-Staat in eine blühende Oase zu verzaubern, so neu nicht. Bereits Israels ehemaliger Regierungschef und Staatspräsident Schimon Peres hatte eine ähnliche Vision. Er wollte aus dem Küstenstreifen ein florierendes Gebiet machen. Auch Singapur, argumentierte er, habe sich von einem kleinen, armen Land zu einem wohlhabenden Hightechzentrum entwickelt.

 

Träume vieler Palästinenser

Aus der Friedensidee wurde allerdings nichts. Im Jahr 2007 übernahm die radikalislamische Hamas den Gazastreifen und setzte allen Hoffnungen ein Ende, das zwischen Israel und Ägypten eingeklemmte Gebiet in ein Power-Zentrum zu verwandeln. Die Hamas erhielt zwar Milliardenbeträge. Aber statt mit diesen Geldern die Basis für Wohlstand zu legen, investierte sie in Waffen und baute gewaltige Tunnelanlagen – nicht um sich zu verteidigen, sondern um Israel anzugreifen.

Während die Hamas ihr Terrormonster aufbaute und festigte, setzten Friedensverliebte in Berlin, Brüssel oder, zumindest bis vor kurzem, in Washington ausschliesslich auf die Zweistaatenlösung, ohne zu begreifen, dass diese aufgrund der mörderischen Intentionen der Hamas nicht funktionieren kann. Denn sie wird im Nahen Osten nicht mehr ernst genommen: weder von der Hamas, die nach eigenen Angaben bereits vom nächsten Massaker schwärmt, noch von Israel, das keine mörderische islamische Republik an seiner Grenze dulden will.

Statt mit den Geldern die Basis für Wohlstand zu legen, investierte die Hamas in Waffen und Tunnels.

Kritiker, die Trumps Plan scharf verurteilen, bieten selbst aber keine praktikable Lösung, um etwas gegen das Leid der palästinensischen Bevölkerung unter der Herrschaft der Hamas zu unternehmen. Es fehlt ihnen sowohl an einer Strategie zur Bekämpfung der Radikalisierung als auch an ernsthaften Ansätzen, um die von der Hamas verursachte Notlage zu lindern. Diese hat den Krieg begonnen und weigert sich seit bald anderthalb Jahren, die weisse Fahne zu hissen.

Trumps Idee, rund zwei Millionen Palästinenser umzusiedeln, mag verrückt klingen. Er habe die palästinensische Bevölkerung in Gaza nicht konsultiert, wirft ihm zum Beispiel ein palästinensischer Politologe vor: «Wir haben uns jahrzehntelang gegen eine Umsiedlung gewehrt und sind untrennbar mit diesem Land verbunden. Lieber würden wir in Zelten neben unseren zerstörten Häusern leben, als an einen anderen Ort umgesiedelt zu werden.» Das klingt so, als würde er sich in Gaza nicht mehr als Flüchtling verstehen, sondern als ein im Küstenstreifen verwurzelter Palästinenser.

Doch Trumps Initiative entspricht den Träumen vieler Palästinenser. Vor dem Krieg zeigte eine Meinungsumfrage des Palästinensischen Zentrums für Politik und Umfrageforschung (PSR), dass etwa ein Drittel der Bewohner des Küstenstreifens eine Auswanderung aus Gaza in Erwägung zogen. Sie gaben für ihre Emigrationswünsche vor allem wirtschaftliche und politische Gründe an, zudem die Angst vor israelischer Gewalt und die Sorge vor Korruption. Am häufigsten genannt wurde als Zielland die Türkei, vor Deutschland, Kanada, den Vereinigten Staaten und Katar.

 

Milliarden für gescheiterte Strukturen

Die Verzweiflung der Palästinenser kann man nachvollziehen. Sie werden allein gelassen. Trotz des Horrors, den sie in den vergangenen Monaten erleiden mussten, hat ihnen kein Nachbarstaat Asyl angeboten. Sie erhielten keinen Rettungsanker, den Europa Ukrainern oder Syrern ausgeworfen hat. Arabische Staaten zeigen den Palästinensern die kalte Schulter.

Die aktuelle Verzweiflung steht allerdings auch in einem längeren historischen Kontext. Seit 1948, dem Jahr der «Nakba» (Katastrophe), betonen Palästinenser ihre Opferrolle, ohne Verantwortung für ihr eigenes Schicksal zu übernehmen. Der Westen und die arabischen Staaten haben ihnen keinen Anreiz geboten, etwas zu ändern. Milliarden flossen in gescheiterte Strukturen, ohne dass die grundlegenden Probleme gelöst werden konnten.

Wenn Trumps Gaza-a-Lago-Idee jetzt dazu führt, dass arabische oder westliche Staaten unter Druck gesetzt werden, damit sie sich aktiver für die Entmachtung der Hamas einsetzen oder die Bevölkerung von Gaza zum Aufstand gegen die Hamas ermutigen, die bisher nichts als Zerstörung über Gaza gebracht hat, wäre schon viel gewonnen. Trump ist bekannt dafür, mit extremen Vorschlägen in Verhandlungen zu gehen, um anschliessend Zugeständnisse herauszuhandeln.