Eben erreicht uns eine gute Nachricht aus Amerika. Mark Zuckerberg, Gründer von Facebook, Eigentümer von Instagram, will seine Plattformen wieder öffnen für die freie Rede, den Leuten «eine Stimme geben», den behördlichen «Druck» und die «Zensur», die «Faktenchecker» abschütteln, die in den letzten Jahren die neuen elektronischen Medien belastet hätten. Das sagte der Unternehmer in einem Video auf seinen Kanälen.

Es ist schon interessant, wie sich die Welt verändert, seit Donald Trump die US-Wahlen gegen alle Prognosen, die etablierten Medien und den geballten linksgrünen und bürgerlichen Mainstream gewonnen hat. Plötzlich ist von Frieden in der Ukraine die Rede. Auf einmal mischen sich Unternehmer wie Elon Musk mit kreativen Botschaften in die Politik, Einfluss nehmend auf das Geschehen auch ausserhalb der USA.

Was wir sehen, ist eine Art Aufstand gegen den Status quo, gegen eine Politik der linken Bevormundung, der moralisierenden Selbstgerechtigkeit, gegen eine Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen und eine grüne Planwirtschaft ohne Plan, die in den USA, aber vor allem in Europa, auch in der Schweiz, erhebliche Schäden angerichtet hat. Trump ist Symptom wie auch Antreiber dieses Wandels.

Schon lange gab es im Westen das Gefühl, so könne es nicht weitergehen. Über tausend Straftaten in der Silvesternacht allein in Berlin melden deutsche Medien. Frankreich könnte demnächst pleite gehen. Steigende Energiepreise und eine monströs sich ausweitende Bürokratie, getrieben durch das EU-Hauptquartier in Brüssel, drohen Europas Wirtschaft zu ersticken.

Doch es gibt Anzeichen, dass sich der Wind dreht. Italien ist heute, wer hätte das gedacht, das am stabilsten regierte Land unter den Gründerstaaten der Europäischen Union. Warum? Weil man dort den Wählerwillen, den Wunsch nach einer Abkehr von der linken Politik ernst nahm und die Wahlsiegerin Giorgia Meloni, im Vorfeld aufs Heftigste verteufelt, nicht hinderte an der Übernahme der Regierung.

Eigentlich sollte es in parlamentarischen Demokratien selbstverständlich sein, dass man die Wahlgewinner mit der Regierungsbildung beauftragt, doch in den letzten Jahren fiel auch diese Selbstverständlichkeit dahin. Erfreulich ist, dass der Versuch, weite Teile der Wählerschaft einfach auszubremsen, selten funktioniert. Das zeigt gerade diese Woche das Beispiel Österreich.

Gute Zeiten fördern schlechte Politik, schlechte Zeiten bessere Politiker. Margaret Thatcher kam erst an einem Tiefpunkt der britischen Misere Ende der siebziger Jahre an die Macht. Ihr Kollege Ronald Reagan übernahm die USA mit Rekordinflation und Wirtschaftskrise. Beide Regierungschefs wurden damals von den Medien und den Linken diffamiert. Inzwischen ist man sich einig, dass sie Historisches geleistet haben.

An der EU wird Europa nicht gesunden. Aus einer guten Idee ist eine schlechte Realität geworden.

Politik ist keine Kernphysik. Die Grundsätze, die sich bewährt haben, sind bekannt: Freiheit und Eigenverantwortung, eine stabile Ordnung des Eigentums, möglichst tiefe Abgaben und Steuern, Rechtssicherheit und eine gute Pflege von Justiz und Polizei. Es ist der verlässliche, erprobte liberalkonservative Kanon, alles bestens vertraut, und doch setzen sich die Leute, wohlstandssatt, übermütig, darüber hinweg, stets von neuem.

Es wäre schön, Politiker, Menschen insgesamt, handelten aus weiser Voraussicht, aber meistens wird man erst und nur aus Schaden klug. Das ist bedauerlich, sehr sogar, aber wenigstens haben wir neben unserer Anfälligkeit für Irrtümer, Verblendung und Selbstüberschätzung auch die Fähigkeit geschenkt bekommen, aus unseren Fehlern zu lernen, sie zu korrigieren, wenigstens vorübergehend.

Trump ist ebenso ein Produkt der Krise wie Meloni oder Kickl in Österreich. Auch in Deutschland haben die Bürgerlichen, die Rechten Auftrieb. Daran ändern die gehässigen, mitunter undemokratischen Bestrebungen der Etablierten nichts, ihre Gegner – und damit einen wachsenden Teil der Wählerschaft – als «Nazis» oder «Faschisten» zu verleumden. Das sind kraftlose Akte der Verzweiflung.

Wir werden in den kommenden Monaten einstürzende Brandmauern erleben, den weiteren Niedergang der Linken und der Grünen, ein Comeback des Bewährten und Soliden. Das, was heute in den Medien dramatisierend als «Populismus» beschrieben wird, ist vielleicht schon bald die neue Mitte eines volkstümlichen, konservativen «Dächlikappen»-Freisinns wie in den USA die Trump-Bewegung.

Oder in der Schweiz die SVP, eine Vorreiterin der internationalen Trends.

Wirtschaftlich drohen Europa nicht besonders erfreuliche Monate. Aber es gibt keinen Grund, daran zu zweifeln, dass auch unser guter alter, so strapazierter und immer wieder von allerlei Wahnsinn heimgesuchter Kontinent, im Grunde nur eine Art Vorposten Eurasiens, sich wieder aufrappelt, zu alter Stärke findet, seine innere Vielfalt entfesselt, einmal mehr.

An der EU allerdings wird Europa nicht gesunden. Aus einer guten Idee ist eine schlechte Realität geworden. Die alten Versprechen von Wohlstand und Frieden klingen hohl. Die EU ist zu einem Machtinstrument von Politikern geworden, die man zu Hause nicht mehr brauchen kann. Immer mehr Europäer durchschauen diese EU als Ursache ihrer Probleme und nicht als Teil von deren Lösung.

Gut möglich also, dass Europa in den kommenden Jahren ein Stück weit verschweizert, dass sich der Ruf nach mehr direkter Demokratie und weniger Zentralismus, Abgehobenheit und Elitenarroganz Gehör verschafft. Mittlerweile ziehen sogar deutsche Parteien, die AfD, einen EU-Austritt in Erwägung. Der utopische Plan könnte zur finanzpolitischen Notwendigkeit geraten, vielleicht schon früher als erwartet.

Die EU wankt über einem Sumpf von Schulden. Sie führt Krieg gegen eine Nuklearmacht, und nach Grossbritannien spielen schon andere Mitglieder mit dem Gedanken auszusteigen. Ausgerechnet in dieser Lage fordern Bundesrat und Parlament die institutionelle EU-Anbindung der neutralen Schweiz. Auch bei uns haben einige den Kontakt zur Wirklichkeit verloren. Die Zeit der Korrekturen kommt.