Die Mitarbeitenden des weltweit tätigen Schweizer Aufzugskonzerns Schindler legen jährlich vierzig Millionen Kilometer zurück. Alleine in der Schweiz unterhält Schindler eine der grössten Firmenflotten überhaupt im Land, sie verursacht allerdings auch den mit Abstand grössten Teil der CO2-Emissionen des Unternehmens.

So präsentiert sich die Ausgangslage für eine interessante automobile Transformation, die durchaus als beispielhaft gesehen werden kann. Schindler hat sich als langfristiges, wissenschaftsbasiertes Emissions-Reduktionsziel das Erreichen von Netto-Null-Emissionen auf der gesamten Wertschöpfungskette bis zum Jahr 2040 gesetzt. Dies bedeutet, dass das Unternehmen mit unzählige Massnahmen die CO2-Emissionen nach einer definierten Roadmap minimeren wird. Dies sei eine Erwartung, welche die Kundinnen und Kunden an das Unternehmen hätten, heisst es bei Schindler.

Der multinationale Konzern, vor knapp 150 Jahren als Familienunternehmen gegründet, beschäftigt heute weltweit über 70 000 Leute, in der Schweiz bilden rund 3000 Mitarbeitende und über 300 Lernende das dichteste Netz aus Unterhalts-, Montage- und Reparaturpersonal. Aber die grundsolide DNA einer Schweizer Familienfirma ist beim 1874 gegründeten Konzern noch zu spüren, wenn es beispielsweise um die eigene Verkehrswende geht.

Dafür wurde vor zwei Jahren eine Elektrifizierungsstrategie für die hauseigene Fahrzeugflotte gestartet. Insgesamt sollen bis zum Jahr 2030 95 Prozent aller Firmenautos elektrisch unterwegs sein, Ausnahmen gibt es lediglich für den Einsatz in Berggebieten, wo die Versorgung mit Ladestationen oder die Fahrprofile die Transition noch nicht zulassen.

 

Hoher Informationsbedarf

«Wir sind schliesslich in einer elektrischen Industrie unterwegs, unsere Lifte fahren mit Strom, und energiesparende Technologien wenden wir längst an», sagt Urs Bühler, Head Fleet Management beim Aufzugs- und Fahrtreppenhersteller.

Mehr als 50 Prozent der heute für Schindler im Einsatz stehenden Autos liefert in einer bereits zwanzig Jahre dauernden Partnerschaft der französische Automobilhersteller Renault, der ebenfalls auf der Schnellstrasse Richtung CO2-Neutralität unterwegs ist und dieses Ziel in Europa bis 2040 und weltweit mit einem ganzheitlichen Ansatz bis 2050 erreichen will.

Bühlers Gegenüber ist Christoph Krienen, der bei Renault als Sales Director Firmenkunden betreut: ««Mit unseren Elektroautos stellen wir sicher, dass Schindler seinen CO2-Fussabdruck im Service reduzieren kann. Wir beraten Firmen dabei, ihren Bedarf zu analysieren und die passenden Modelle für das jeweilige Fahrprofil anzuschaffen und gleichzeitig den CO2-Fussabdruck zu reduzieren.»

Dass die Elektrifizierung einer der grössten Firmenflotten der Schweiz kein Projekt ist, das über Nacht umgesetzt werden kann, ist angesichts der Komplexität des Themas offensichtlich. «Ladezeiten und -möglichkeiten und der allgemein hohe Informationsbedarf für das Thema Elektromobilität sind eine Herausforderung», sagt Flottenchef Bühler.

Über 200 Ladestationen wurden bei Schindler schon installiert, aber das Unternehmen unterstützt Mitarbeitende auch bei der Installation von Wallboxen an ihrem privaten Wohnort – im Kontakt mit Vermietern und Hausverwaltungen –, aber auch mit finanzieller Unterstützung. Und auf dem Firmencampus im luzernischen Ebikon sorgen grossflächige Fotovoltaikanlagen für grünen Strom aus eigener Herstellung, der in die Fahrzeugbatterien geleitet werden kann.

«Unsere Mitarbeitenden entscheiden selber, ob sie elektrisch fahren wollen. Wichtig ist, dass sie zu Hause laden können», sagt Urs Bühler. Könne zu Hause über Nacht geladen werden, reiche das dank Reichweiten von rund 300 bis 400 Kilometern «locker» für den Kilometertagesbedarf der Service-Teams, so Bühler. «Ein Techniker in Genf macht natürlich weniger Kilometer als einer im Berner Oberland.»

«Unsere Mitarbeitenden entscheiden selber, ob sie elektrisch fahren wollen.»Seit Frühling 2023 hat jeder Schindler-Angestellte die Möglichkeit, ein Elektroauto zu bestellen. Schon seit einiger Zeit ist der kompakte Renault Zoe E-Tech Electric für die Firma im Einsatz, seit kurzem steht auch der neue Megane E-Tech Electric zur Auswahl. Um Mitarbeitende vom Sinn und den Vorteilen der Elektromobilität zu überzeugen, gibt es bei Schindler unter anderem eine Broschüre, in der in einem direkten und ehrlichen Stil die wichtigsten Fragen zur Elektromobilität beantwortet werden. Und wer sich praktisch damit vertraut machen will, kann in Ebikon Probefahrten unternehmen.

Die bisherigen Erfahrungen sprechen dafür, dass die durchdachte Elektrifizierungsstrategie mit einem hochmodernen Flottenmanagement aufgeht. «Das Feedback der Servicetechniker, die mit dem elektrischem Zoe oder Megane unterwegs sind, ist ausgezeichnet», so die vorläufige Bilanz von Urs Bühler.