Gewinner sind klar die USA, Japan und China inklusive Hongkong. Bei ihnen wird am meisten direkt investiert. Die EU ist hingegen weltweit betrachtet die kläglichste Verlierer-Region, wo niemand sein Geld in Unternehmen einwerfen will. Dies zeigen die neusten Zahlen der UNCTAD (Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Uno) in ihrem «World Investment Report».

In den letzten drei Jahren (2020 bis 2023) gingen nur noch 3,8 Prozent der Direktinvestitionen in die EU, in den zehn Jahren zuvor waren es noch 24 Prozent. Anders die USA, die ihren Anteil von 16,7 auf 20,6 Prozent steigern konnten. China und Hongkong zusammen erhöhten ihren Anteil von 14,2 auf 24,4 Prozent, die übrigen Wachstumsmärkte in Südostasien von 7,9 auf 14,8 Prozent, Japan von 0,4 auf 1,8 Prozent, Afrika verbesserte sich von 3 auf 4,4 Prozent, und sogar Lateinamerika legte von 10,4 auf 11,7 Prozent zu.

Russland erlebte infolge des Ukraine-Krieges einen Exodus von 1,9 auf 0,8 Prozent.

Die Schweiz erreichte in den letzten drei Jahren mit 3,3 Prozent fast den gleichen Anteil an den weltweiten Direktinvestitionen wie die EU. In den zehn Jahren zuvor betrug er erst 1,1 Prozent.

Weltweit gingen die Direktinvestitionen während der Corona-Pandemie und im Erholungsjahr 2022 aber deutlich zurück. Gegenüber dem Durchschnitt der Jahre 2010 bis 2019 fielen sie – in US-Dollar gerechnet – in den letzten drei Jahren um 23 Prozent. In der EU sackten sie um 88 Prozent, in den USA um 5 Prozent ab. In China und Hongkong nahmen sie hingegen um 32 Prozent, in Japan sogar um 230 Prozent zu.

Diese Zahlen belegen eindrücklich, dass in der EU irgendetwas schiefläuft. Ein Blick auf die Wirtschaftspolitik zeigt rasch, dass es vor allem die Staatseingriffe, Steuererhöhungen und die Regulierung sind, die das Geschäftsklima in Europa vergiftet haben. Die OECD-Mindeststeuer hat beispielsweise den internationalen Steuerwettbewerb ausgeschaltet. Die Möglichkeit, mit einem günstigen Steuerregime Unternehmen anzulocken, und die disziplinierende Wirkung für die Regierungen, mit ihren Mitteln haushälterisch umzugehen, entfallen weitgehend.

Die Auswirkungen sind bereits sichtbar. Als Ersatz für den Steuerwettbewerb ist nun ein internationaler Subventionswettlauf in Fahrt gekommen, der helfen soll, internationale Unternehmen anzuziehen. Unternehmen, die bisher profitabel arbeiteten, müssen wegen der Mindeststeuer mehr von ihrem Erfolg an den Staat abtreten. Dafür werden neue Konkurrenten bevorteilt und unprofitable Unternehmen mit Subventionen am Leben erhalten, ein ökonomischer Unsinn.

Um die eigene Industrie vor der chinesischen Konkurrenz zu schützen, haben die USA zuerst generell Zollaufschläge für Importe aus China verhängt, dann folgten Exportverbote für Hochtechnologie-Produkte und neuerdings auch noch Verbote, in Branchen zu investieren, die der militärischen Aufrüstung Chinas dienen könnten.

Die EU steht den USA bei der Errichtung von Handelsbarrieren aber kaum hintennach: Der hochgerühmte freie EU-Binnenmarkt wird nicht einmal innerhalb der eigenen Grenzen konsequent durchgesetzt. Die EU-Zentrale bewilligt fast täglich Ausnahmen zur Subventionierung ihrer Industrie und von Neuansiedlungen. Nicht nur die einzelnen EU-Länder, sondern die EU selbst hat mit dem «European Green Deal» ein neues Festival der Staatsinterventionen und Subventionen eröffnet. Die Marktwirtschaft wird weitgehend ausgeschaltet. Für die Bevölkerung wird eine Aussenhandelspolitik betrieben, die die freie Wahl und günstige Einkaufspreise einschränkt.

Die Corona-Pandemie und die damit verbundenen Notmassnahmen haben die Hemmschwelle für neue Staatsinterventionen gesenkt. Auch in der Schweiz wollen Links-Grün und teils auch die Mitte eine staatliche Industriepolitik vorantreiben. Eine staatlich dominierte und gelenkte Wirtschaft ist meistens ineffizienter als eine von Markt und Wettbewerb «gesteuerte». Das hat der frühere Ostblock vorgeführt.

Der Grund ist bekannt: Die staatlichen Beamten verfügen nicht über die notwendigen Kenntnisse, was auf den Märkten und in den Unternehmen geschieht. Eine interventionistisch und planwirtschaftlich dominierte Weltwirtschaft wird eher früher als später zu globalen Wohlstandeinbussen führen. Das wird Spannungen innerhalb und zwischen den Ländern und Ländergruppen erzeugen. Noch wäre Zeit, Gegensteuer zu geben. Dazu ist allerdings ein radikaler Kurswechsel in der Wirtschaftspolitik notwendig. Aber dazu ist der Leidensdruck in Europa und in den USA noch zu gering.