«Ich hatte in der Vergangenheit immer grosses Verständnis für die Neutralität», sagte Christoph Heusgen – Vorsitzender der Münchner Sicherheitskonferenz – vor ein paar Tagen an einer Pressekonferenz in Berlin, wo er die Haltung unter anderem der Schweiz im Ukraine-Krieg kritisierte.

Er gehört zu jenen Deutschen, die meinen, sie müssten der Schweiz sagen, was sie zu tun habe, und von unserem Land erwarten, dass es auch Waffen und Munition an die Ukraine liefert.

Vielleicht hatte der selbstgerechte Heusgen tatsächlich einmal so etwas wie Verständnis für die Schweizer Neutralität. Eines steht jedoch fest: Verstanden hat er sie nicht, was ein wenig blamabel ist für den ehemaligen aussenpolitischen Berater von Altbundeskanzlerin Angela Merkel.

Aber wie sollte er die Schweiz und ihre Neutralität auch verstehen als Bürger einer Nation, die US-Truppen stationiert und Uncle Sams Atombomben für den Ernstfall aufbewahrt.

Die Neutralität mag vielleicht ein Relikt aus der Vergangenheit sein, wie Heusgen spöttelte, aber sie gehört zur Schweizer DNA – wie das Matterhorn, Uhren und Schokolade. Sie hat uns mehrfach vor grossem Schaden bewahrt und ist Teil unserer Erfolgsgeschichte.

Schade, dass deutsche Diplomaten wie Heusgen, der in St. Gallen studierte und 2020 hier sogar nebenberuflich dozierte, das nicht begreifen.