Jeder weiss, dass die Alterung der Gesellschaft in den westlichen Industrieländern zügig voranschreitet und die sinkenden Geburtenraten den Neuzugang in den Arbeitsmarkt austrocknen lassen. Der Arbeitskräftemangel ist zu einem eigentlichen Wachstumshemmer geworden. Viele Arbeitgeber und sogar die Politik suchen nach Wegen, insbesondere den Fachkräftemangel zu beheben.
Aber weder eine uneingeschränkte Einwanderung noch eine Erhöhung des Rentenalters sind politisch durchsetzbar. Automatisierung und Auslagerung von Tätigkeiten in ferne Länder sind eine Option, aber die jüngsten Erfahrungen mit Lieferkettenproblemen und der Energiemangel setzen auch hier Grenzen.
Bedeutungsvoll wird diese Alterung vor allem für die Altersvorsorge, die Pflege, das Gesundheitswesen, aber auch für die Steuererträge, den Immobilienmarkt und den Privatkonsum. Die Gesellschaft wandelt sich, und in vielen Ländern ist die Finanzierung der Sozialwerke in Frage gestellt, wenn immer mehr Leute Leistungen beanspruchen, aber gleichzeitig weniger Werktätige arbeiten und Beiträge leisten. Und damit stellt sich die Frage von umfassenden Reformen. In dieser Beziehung schlägt die demografische Entwicklung erneut zu.
Ein noch wenig diskutiertes, aber gravierenderes Problem ist der bald beginnende Verzehr des Alterskapitals. Wenn Kapitalanlagen zur Finanzierung der laufenden Renten liquidiert werden müssen, dann stellt sich die Frage, wer diese aufkaufen soll. Die Sozialwerke in den Emerging Markets befinden sich erst im Aufbau. Viele von ihnen werden einen wachsenden Anlagebedarf haben und als Käufer von Aktien und Obligationen aus dem Westen auftreten.
Damit geht aber die Kontrolle über westliche Unternehmen, die heute schon zu einem wesentlichen Teil in ausländischem Besitz sind, sukzessive in die Hoheit von Drittweltländern über, was in einer zweiten Phase zum Abzug von Know-how, von hochwertigen Maschinen- und Fabrikausrüstungen in diese Länder führen könnte.
Werden Kapitalanlagen verkauft, dann fehlen nach und nach die Einkünfte für unsere Sozialwerke. Auch wenn man noch einige kleinere Schrauben zur Verzögerung der Finanzlücken drehen kann, so werden wir früher oder später nicht um weitere Reformen herumkommen. Solche Reformen sind in der Schweiz selten an einer Urnenabstimmung vorbeizuschleusen. Aber mit jedem weiteren Jahr Überalterung nimmt die Gefahr zu, dass Reformen an der Urne nicht mehr mehrheitsfähig sind. Warum?
Auch die Wählerschaft in der Schweiz altert. Der Anteil der über 65-Jährigen hat in der Schweiz seit dem Jahr 2000 bis September 2022 am Total aller im Wahlalter stehenden Personen von 20 Prozent auf 23,7 Prozent zugenommen.
Das «mittlere Szenario» des Bundesamtes für Statistik (10,4-Millionen-Schweiz im Jahre 2050) ging für das Jahr 2020 noch von 23,3 Prozent aus, 2030 sollen es bereits 27 Prozent und 2040 sogar 30 Prozent sein. Aber die Leute denken ja bereits intensiver ans Alter, wenn sie 50-Jahre-Marke überschr