Das Sympathische an den Grünen ist, dass sie sich nicht nur um das grosse Weltklima kümmern, sondern auch um unsere kleinen Teller. Dass darauf künftig kein Billigfleisch mehr liegt, liegt zum Beispiel dem deutschen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) besonders am Herzen. Das wiederum liegt nicht daran, dass Özdemir selbst Vegetarier ist, sagt er, sondern es geht ihm ums Tierwohl.

Und weil der vertrackte Verbraucher freiwillig nicht zum teuren Biofleisch greifen will, möchte Özdemir jetzt ganz dezent nachhelfen. Er schlage vor, sagte er jetzt bei Welt TV, die Mehrwertsteuer auf Fleisch von derzeit 7 Prozent auf 9 oder 10 Prozent anzuheben und damit den Stallumbau der deutschen Viehzüchter zu finanzieren.

Mal abgesehen davon, dass es einigermassen delikat ist, mitten in den festgefahrenen Haushalts-Verhandlungen der Ampelregierung Steuererhöhungen vorzuschlagen, von denen er weiss, dass sie für die FDP ein rotes Tuch sind, abgesehen davon also, kommt der alte Staatssozialismus bei Özdemir nun als Tierliebe verkleidet wieder durch das Scheunentor.

Wie schräg die grüne Welt des Ministers ist, offenbart schon die Wortwahl: Er wolle die Steuermehreinnahmen «reinvestieren». Eine lupenreine Subvention zur «Investition» umzudeuten und damit wirtschaftlichen Sachverstand vorzutäuschen, ist schon einigermassen dreist.

All das werde für die Verbraucher, die bislang beispielsweise nur 1,1 Prozent Bioschweinefleisch nachfragen, preislich kaum spürbar sein, so Özdemir. Was im Übrigen auch erklärt, warum der Minister immer weniger Hofbesuche bei echten Bauern macht: Wer Landwirten erklären will, dass weniger Tiere in grösseren Stallungen kaum etwas kosten, riskiert im ländlichen Raum schnell Bekanntschaft mit einem Dreschflegel zu machen, so viel betriebswirtschaftlicher Unverstand trieft da durch die Spaltenroste der Gehege.

Weil die Deutschen sich aber mutmasslich noch daran erinnern, dass die Energiewende sie nicht teurer kommen werde als «eine Kugel Eis», wie der frühere Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) einst erklärte. Werden sie sich Özdemirs Mehrwertsteuer für weniger Fleisch vermutlich nicht so ohne weiteres auftischen lassen.

Na dann, Mahlzeit!

Ralf Schuler ist Politikchef des Nachrichtenportals NIUS und betreibt den Interview-Kanal «Schuler! Fragen, was ist». Sein Buch «Generation Gleichschritt. Wie das Mitlaufen zum Volkssport wurde» ist bei Fontis (Basel) erschienen. Sein neues Buch «Der Siegeszug der Populisten. Warum die etablierten Parteien die Bürger verloren haben. Analyse eines Demokratieversagens» erscheint im Herbst und kann schon jetzt vorbestellt werden.

Die 3 Top-Kommentare zu "Grünen-Özdemir will Fleischsteuer von 7 auf 10 Prozent anheben. Für den Bürger, meint er, werde das preislich kaum spürbar sein"
  • Phalanx gegen Desinfo, Hass u. Hetze

    Kommt Ihr uns noch mit Steuerhöhungen? Vorsichtig. Ganz vorsichtig. Holt erstmal das Geld z.B. aus der Ukraine zurück. Ausserdem geht es euch einen feuchten Kehricht an, was wir essen.

  • Franz Böni

    Man überstrapaziert den Bürger, bis es zu einer Revolution kommt. Sucht dann die Schuld bei euch und lässt die AfD in Ruhe.

  • Phalanx gegen Desinfo, Hass u. Hetze

    Herr Özdemir möge bitte in die Sommerpause gehen.