Heinrich August Winkler ist ein eminenter deutscher Historiker, ein würdiger Nachfolger etwa eines Theodor Mommsen oder Heinrich von Treitschke (vor dessen Antisemitismus-Ausfall).

Gemeinsam mit ihnen hat er die Scheu vor Widerspruch. Anecken ist seine Sache nicht. Besser schreiben, wie der Zeitgeist weht.

Diesem Prinzip ist er auch mit einem offenen Brief treu geblieben, den er gemeinsam mit einem Kollegen der SPD geschrieben hat. Die Quintessenz – leicht überspitzt: Deren Russland-Politik ist ein Sicherheitsrisiko für Deutschland, Europa und die Welt.

Kanzler Scholz und Genossen argumentierten «erratisch und nicht selten faktisch falsch», wie Winkler faktenfrei argumentiert. Sie verweigerten sich der Realität (womit er wohl nicht die auf dem Schlachtfeld meint) und hätten einen «kurzsichtigen Friedensbegriff».

Aha! Frieden ist keine absolute Grösse, sondern lässt sich in Zeiteinheiten unterteilen. Man lernt immer noch dazu.

Aber Winkler kann noch mehr. Er versucht sich an der Quadratur des Kreises. Oder wie ist es zu verstehen, wenn er die SPD auffordert, sich zu einem Sieg der Ukraine zu bekennen, ohne dass es darum gehe, Russland anzugreifen?

Alles egal, Fakten und Realität sind zweitrangig. Hauptsache, der Brief liegt im Trend. Und der geht nun mal in Richtung Krieg, Säbelgerassel und Tschingderassabumm.