Olaf Scholz fährt nach China – und zum Glück ist das Routine.

Für ihn selbst ist es das zweite Mal, seine Vorgängerin Angela Merkel kam in den sechzehn Jahren ihrer Regierungszeit auf zwölf Reisen nach Peking, Gerhard Schröder schaffte in seinen sieben Jahren als Kanzler fünf Reisen ins Drachenland. Jeder hatte die Aufgabe von Medien, NGOs und allen, die sich für rechtschaffen halten, auf jeden Fall das Thema Menschenrechte anzusprechen, und erwähnte es auch gewissenhaft. Er müsse, so sagte es Gerhard Schröder, der Unverblümte, einmal zur Vorgehensweise, die Problematik ja nicht mit dem Lautsprecher annoncieren.

Die Kanzlerriege weiss: Deutsche Politiker gehören nach Peking, weil – China-Strategie der Bundesregierung hin und Pekings Anerkennung von Putins Krieg her – die Volksrepublik auch im Jahr 2023 zum achten Mal in Folge Deutschlands wichtigster Handelspartner gewesen ist. Auf den Rängen zwei und drei folgten die Vereinigten Staaten und die Niederlande.

Nach Deutschland importiert wurden die meisten Waren eben aus China, der Überschuss daraus betrug knapp 60 Milliarden Euro. Neuerdings klemmt es ein wenig, weil sich die Bundesregierung in den Kopf gesetzt hat, die Ausfuhren nach China stärker zu kontrollieren und Chinas Investitionen hierzulande zu bremsen. Vom Thron gestossen hat das den wichtigsten Handelspartner aber eben noch nicht. Das Thema dürfte ganz oben auf der Liste der politischen Gespräche stehen.

Unterm Strich allerdings ist die Scholz-Reise ein wohltuendes Zeichen für eine interessengesteuerte Aussenpolitik – und damit für das Gegenteil dessen, was Aussenministerin Annalena Baerbock mit ihrer erratischen moralgeleiteten Politik betreibt.

Mit Deutschlands grösstem Handelspartner macht Scholz das, was sich gehört: Er verhandelt.