Das Orakel von Delfi funktionierte so: Die Pythia nuschelte Undeutliches, Priester übersetzten daraus Mehrdeutiges, und ging der Orakelspruch nicht in Erfüllung, war er eben missverstanden worden. Passierte dagegen, was vorher orakelt wurde, war es ein geplanter Volltreffer.
Das Orakel von Berlin ist neuerdings Robert Habeck. «Ich glaube, die Globalisierung, wie wir sie in den letzten drei Jahrzehnten kannten, ist zu Ende gegangen», sagte er jetzt. Sie habe Menschen aus der Armut geführt und in westlichen Gesellschaften dem Rechtspopulismus ein Hoch beschert.
Und dann fügte Habeck noch hinzu: «Das Versprechen, dass es jeder mit harter Arbeit allein schaffen kann, gilt nicht mehr.»
Was will uns Habeck damit sagen?
Angesichts von Daten, die in Echtzeit um den Globus flitzen, was immer mehr Länder immer wettbewerbsfähiger macht, dürfte die Globalisierung, wie wir sie noch nicht kennen, gerade erst begonnen haben. Hat Rechtspopulismus damit etwas zu tun? Allenfalls deswegen, weil Globalisierung auch eine gewisse Heimatlosigkeit bedeutet, die Rechte wiederherstellen wollen. Populisten sind sie deswegen nicht, auch die Kirche verspricht Heimat. Und die Sache mit der harten Arbeit hat noch nie funktioniert, wenn nicht auch Glück, Timing, die richtigen Freunde und niedrige Steuern helfen konnten. Beim letzten Punkt hilft Habeck garantiert nicht.
Nein, was der Wirtschaftsminister sagen wollte, ist, dass Habecks Welt anders aussieht als der Rest der Welt. Seine Welt sei eine, lässt er das staunende Orakelpublikum wissen, «in der wirtschaftliche Fragen die Politik nicht allein leiten können». Was soll sie noch leiten?
Wahrscheinlich sind es Moral und Werte, die dem Minister einfallen würden. Mehrdeutiges eben, das allzu leicht missverstanden wird.
Der Mann ist ein Orakel.