Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedjew versteht etwas von Geschichte. Sein jüngster Vorschlag: Die Ukraine soll unter ihren Nachbarn aufgeteilt werden.

Er beschwört damit das Schicksal Polens, das dreimal unter Preussen, Russland und Österreich aufgeteilt wurde, bis nichts mehr übrig war.

Diesmal soll Polen jedoch Nutzniesser sein und Galizien zurückerhalten, Rumänien die verlorene Bukowina, und Ungarn Transkarpatien.

Diese Gebiete fielen als Kriegsbeute an Stalins Sowjetunion und in der Folge an die Ukraine.

Ist Medwedjew nun total übergeschnappt?

Nicht unbedingt. Er spricht nur aus, was auch andere umtreibt. Denn für Nationalisten in Polen und Rumänien hat der russische Angriff alte Begehrlichkeiten entfacht.

In Polen träumt man sogar noch grösser. Entweder vom alten litauisch-polnischen Königreich, das Weissrussland und die Ukraine einschloss. Oder vom międzymorze des Diktators Jozef Pilsudski, das von der Ostsee bis zum Schwarzen Meer reichte.

Der Ukraine-Krieg hat eine Pandora-Dose geöffnet. Je länger er andauert, desto mehr totgeglaubte Geister der Vergangenheit werden ihr entsteigen.