Mit der Aufmerksamkeitsspanne der öffentlichen Meinung ist es so eine Sache. Sie ist zwar nicht so kurz wie die eines Goldfisches. Aber allzu lange darf ein Thema die Schlagzeilen nicht beherrschen, bevor die nächste Sau durchs mediale Dorf trabt.

Umso bemerkenswerter, wie lange die Wolodymyr-Selenskyj-Show schon läuft – obwohl es wenig Neues gibt: Kiew fordert, der Westen liefert. Dazu Siegeswille, Opfermut, Treueschwüre.

Doch allmählich scheint Ukraine-Müdigkeit einzusetzen, wie der jüngste Besuch des ukrainischen Präsidenten in den USA zeigt.

Wurde er das letzte Mal noch empfangen wie der Messias, fiel der Empfang nun nüchterner aus. Noch eine Rede vor dem Kongress? Keine Zeit, liess ihn Mehrheitsführer Kevin McCarthy abblitzen.

Ein Waffenpaket für 325 Millionen Dollar? Das ist wie eine Tüte Gummibären für ein Kind, das eine Spielkonsole erwartet.

Selenskyj scheint selbst bemerkt zu haben, dass sich der Wind dreht. In seinen Gesprächen, so die Agentur Bloomberg, habe er vernichtende Kritik an Verbündeten geübt.

Selbst der Economist, das Organ der Selenskyj-Versteher, forderte auf einer blau-gelben Titelseite: «Zeit, umzudenken.»

Allerdings schränkte das Blatt ein: «Der Ukraine helfen, einen langen Krieg zu gewinnen.»

Lange? Ob da die Geduld reicht?