In Südafrika wird am 29. Mai 2024 gewählt. Mit 1794 Parteien, davon 380 auf nationaler Ebene, ist die politische Landschaft des 62 Millionen Einwohner zählenden Landes sehr zersplittert.

Der African National Congress (zu Deutsch: Afrikanischer Nationalkongress, ANC) hält derzeit 230 der 400 Parlamentssitze und stellt mit Cyril Ramaphosa den Präsidenten des Landes. Das oppositionelle Multi-Party Charter mit der Demokratischen Allianz (DA) an der Spitze zählte bisher 112 Mandate (28 Prozent).

Gemäss den jüngsten Umfragen wird die vor allem auch von Weissen unterstützte DA zusammen mit anderen liberalen oder christlich-konservativen Koalitionspartnern (Multi-Party Charter u. a. IFP 2 Prozent) rund 30 Prozent der Stimmen erhalten. Der Zuwachs wird nicht ausreichen den ANC zu überholen. Dennoch wird dieser bei den Wahlen die 2019 eroberte absolute Mehrheit von 57,5 Prozent verlieren und nur noch auf 39 Prozent kommen, weil sich eine paramilitärische Gruppe des ANC – die Mankind Profit, MKP – abgespalten hat und auf 13 Prozent der Umfragewerte kommt. Die EFF (Economic Freedom Fighters), eine marxistisch-leninistische schwarze Nationalisten-Partei, wird ihren Wähleranteil mit 10 Prozent (2019: 10,8 Prozent) halten können.

Auch wenn sich ein Ende der Vormachtstellung des seit 1994 regierenden ANC abzeichnet, dürfte er die grösste Partei des Landes bleiben. Die Korruption und die Misswirtschaft, die unter anderem zu einer Verlotterung der Elektrizitätsversorgung mit grossen Stromausfällen (Eskom) geführt haben, werden sich wie die hohe Kriminalität und Arbeitslosigkeit von 32 Prozent fortsetzen. Der Staatshaushalt und die Ertragsbilanz sind seit Jahren defizitär, und die Staatsschulden haben sich von 24 Prozent des BIP im Jahr 2008 auf heute 75 Prozent vervierfacht.

Um den Machtverlust zu verhindern, suchte die ANC-Regierung unlängst Unterstützung in anderen Despoten-Ländern wie Russland und bei Geldgebern aus dem Nahen Osten. Wohl als Gegenleistung hat Südafrika Israel wegen des Gaza-Krieges beim Internationalen Gerichtshof angeklagt, und bei den Uno-Abstimmungen schlägt sich das Land regelmässig auf die Seite Russlands.

Ein Land mit derart viel Bodenschätzen (ohne Erdöl) müsste eigentlich eine blühende EM-Volkswirtschaft sein, aber wenn man das reale BIP-Wachstum Südafrikas mit anderen aufstrebenden Grossmächten vergleicht, liegt Südafrika abgeschlagen am Schluss der Rangliste. Reales BIP-pro-Kopf-Wachstum seit 1999: China 7,6 Prozent, Indien 5,1 Prozent, Türkei 3,3 Prozent, Russland 3,3 Prozent, Südafrika 0,8 Prozent.

Ein Teil der wohlhabenden und gebildeten früheren weissen Elite hat das Land verlassen. Der Anteil der Weissen ist seit 1994 von damals rund 12 Prozent auf heute noch 7 Prozent zurückgekommen, absolut betrachtet von 5,2 auf 4,6 Millionen.

Die hoffnungslosen Aussichten werden den südafrikanischen Rand, der unter dem ANC zum Schweizer Franken 90 Prozent beziehungsweise 7,6 Prozent pro Jahr verloren hat, nicht stützen, und selbst die hohen Zinsen von 10,2 Prozent (zehnjährige Staatsanleihen) decken die Risiken nicht ab. Südafrika wird ein failed state bleiben, der seine grundlegenden Funktionen nicht mehr erfüllen kann.

Bleibt nur zu hoffen, dass der Machtverlust des ANC nach den Wahlen nicht zu gewaltsamen Auseinandersetzungen führen wird.

Die 3 Top-Kommentare zu "Südafrika: Dreissig Jahre Misswirtschaft degradierten das Land von Präsident Cyril Ramaphosa zu einem «Failed State». Bringen die bevorstehenden Wahlen die Wende?"
  • Miku Eder

    Naja, aber warum wählen denn die Menschen immer noch die gleichen Trottel? Scheint also ein weit verbreitetes Phänomen zu sein und nicht nur auf Westeuropa beschränkt...

  • Edmo

    Simbabwe, das einst blühende Rhodesien, hat den Weg aufgezeigt, den nun auch Südafrika eingeschlagen hat. Auf eine Verbesserung nach den Wahlen ist nicht zu hoffen. Korruption, Misswirtschaft, ausufernde Bandenkriminalität und Arbeitslosigkeit gelten als unbedeutend, solange die Verantwortlichen die richtige Hautfarbe haben. Aber wir wissen es ja längst: Nur Weisse können rassistisch sein.

  • Spiegel

    Dies zeigt, auch die Schwarzen sind per se keine besseren Menschen als die Weissen!