Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS trägt die kombinierte Bank nun den Löwenanteil der Schweizer Finanzmarktinfrastruktur, angefangen bei den grenzüberschreitenden Zahlungssystemen bis zur Schweizer Börse SIX und allen damit verbundenen Dienstleistungen. Damit müsste die neue Mega-Bank bei einem weiteren Unglück auf jeden Fall vom Staat gerettet werden, koste es was es wolle.

Anleihens-Emissionen und Börsengänge werden schwieriger werden, denn die kombinierte Bank kann nicht die doppelten Risiken übernehmen. Sie wird künftig wohl nur einen Teil der bisher von beiden Grossbanken fest übernommenen Emissionen für den Staat und Unternehmen abwickeln können.

Einer besonderen Herausforderung stehen die Schweizer Energiekonzerne gegenüber, denn beide Grossbanken sind wohl bereits Grossfinanciers der Schweizer Stromversorger und tragen heute schon Klumpenrisiken in diesem alles andere als risikofreien Sektor. Die Kantonalbanken dürften vor ähnlichen Problemen stehen, und vor allem sind die wenigsten von ihnen in der Lage, Milliardenkredite an einzelne Schuldner zu vergeben.

Wenn die Platzierungskraft der gemeinsamen Grossbank erodiert und die Kreditvergabe eingeschränkt wird, dann werden die Stromversorger wohl auch mit Staatsgarantie ausgestattet werden müssen, damit sie dennoch zum notwendigen Geld für den energetischen Umbau der Schweiz kommen.

Viele industrielle und gewerbliche Kunden haben ihr Bankrisiko bisher auf mehrere Banken aufgeteilt. Sie werden sich nun wohl nach anderen Banken umsehen müssen, um nicht zu grosse Guthaben und Kredite bei einer einzigen Bank ausstehend zu haben.

Immerhin hat die UBS an der gestrigen Pressekonferenz des Bundes bestätigt, dass sie das Schweizer Geschäft der Credit Suisse behalten und nicht verkaufen will. Kontoguthaben können zwar zusammengeführt werden, aber die Einlagenversicherung bleibt bei 100.000 Franken stehen.

Werden Kredite zusammengelegt, dann nimmt die gegenseitige Abhängigkeit von Kreditgeber und Schuldner zu. Kleinere Banken sind kaum in der Lage, Grosskredite abzulösen, und sie sind auch nicht dafür prädestiniert, grosse Kapitalströme von internationalen Konzernen zu bewältigen, denn sie waren bisher ja selbst auf die Grossbanken angewiesen, um internationale Transaktionen zu tätigen.

Im Kreditgeschäft, vor allem bei internationalen Geschäften wie Exportkredite für Schweizer Grosskunden, schrumpft die Zahl der dazu überhaupt befähigten Institute weiter. Nebst der UBS kommen höchstens noch die ZKB und eventuell die BCV dafür infrage, aber diese werden für solche Geschäfte von der Politik zurückgebunden und entfallen somit teilweise als Alternative. Die Risikoaufschläge, das heisst die Zinsmargen, werden steigen.

Im Ausland liegen diese bekanntlich rund ein bis zwei Prozent höher als in der Schweiz. Die Zinsmargen waren hierzulande bisher nur deshalb sehr tief, weil die Grossbanken und Vermögensverwalter derart viel Geld auch aus dem Ausland angezogen haben, dass es zu einer zinsdrückenden Kapitalflut kam.

Auch für Anlagekunden stellen sich Fragen. Auch Wertschriftendepots werden oft auf mehrere Banken aufgeteilt, um vom Know-how mehrerer Institute und von der Risikodiversifikation zu profitieren. Auf diesem Gebiet gibt es immerhin einige spezialisierte mittelgrosse Institute, die solche Depots übernehmen könnten. Die neue Mega-Bank wird Doppelspurigkeiten im Fondsgeschäft und bei anderen Anlagediensten eliminieren. Viele Kunden werden sich mit neuen Produkten anfreunden müssen.

Fazit: Der geschwächte Wettbewerb wird zu höheren Preisen führen und die Klumpenrisiken nehmen bei den Banken und Kunden zu.

Und noch eine unschöne Folge: Zürich und die Schweiz werden einen der grössten Sport- und Kultursponsoren und einen über Jahre hinweg grossen Steuerzahler verlieren.