Lange hatte sich Kiew nicht getraut. Immer wieder hatte man nur Grenzen ausgetestet, ob die «Wertepartner» in der EU protestieren würden.

Doch die blieben stumm, sogar als Kirchen in Brand gesteckt, Klöster durchsucht und Priester auf die Strasse gesetzt wurden.

Daher könnte es bald so weit sein: Wolodymyr Selenskyj liegt ein Gesetz vor, das die ukrainisch-orthodoxe Kirche, die älteste Glaubensgemeinschaft des Landes, verbietet.

Deren Sünde: Sie folgt der russisch-orthodoxen Kirche, die Moskaus Krieg unterstützt – was in den Augen Kiews ihre Popen zu «Spionen in der Soutane» macht.

Das mag in Einzelfällen zutreffen, aber nicht auf die Masse der Gläubigen. Darunter sind ukrainische Patrioten, die gegen die russischen Invasoren kämpfen.

Tatsächlich bietet der Krieg Erznationalisten den Vorwand, das Land auch religiös in ein ukrainisches Korsett zu zwängen. Dass dabei auch Sachwerte und Immobilien abfallen, ist ein willkommener Nebeneffekt.

Von der EU wird man – natürlich – nichts hören. Was ist schon die Religionsfreiheit im Vergleich zu der Narrenfreiheit, die Kiew geniesst?