Selbstverständlich sind grosse Temperaturschwankungen problematisch, aber sie sind nicht neu, und die Menschen haben schon in früheren Zeiten mit extremen Wetterlagen leben müssen.

Der Film «Die grosse Dürre» von 1947 (Welt im Film) zeigt, dass es schon vor siebzig Jahren zu Hitzejahren und Dürren in noch weit schlimmerem Ausmass als heute kam. Der Kommentator beschrieb die damalige Lage wie folgt: «Ein regenarmes Frühjahr und eine wochenlang dauernde Hitze im Sommer ohne jeden Regen haben zu einer katastrophalen Lage geführt. Die Flüsse sind zu Rinnsalen geworden. Infolge des Wassermangels arbeiten die durch Wasser betriebenen Kraftwerke nur noch zum Teil. Manche sind völlig stillgelegt. Der Wasserspiegel des Walchensees in Oberbayern liegt drei Meter unter dem Normalstand. Das Walchensee-Kraftwerk liefert daher nur einen Bruchteil der normalen Strommenge. Erhebliche Stromeinschränkungen sind die Folge (Stromabschaltzeiten). Sie gehen zum Teil über die schärfsten Massnahmen des vergangenen Winters hinaus. Damit wird das geplante Exportprogramm um zirka sechs Monate hinausgeschoben. Infolge der Dürre brachen vielerorts Waldbrände aus. Der Feuerschaden geht in die Millionen. Bei Mittenwald an der österreichisch-bayerischen Grenze brannten über dreissig Tagwerke Wald ab. Auch in der Landwirtschaft sind die Schäden und Ausfälle erheblich. Getreide und Kartoffeln bringen oft nur die Hälfte des Normalertrages und weniger. Der Futtermais, sonst mannshoch, hat ebenfalls nur geringen Ertrag. Auf den vertrockneten Weiden findet das Vieh kein Futter mehr. Die zweite Heuernte ist in vielen Gegenden völlig ausgefallen, daher reicht das Futter nicht für die Winterfütterung aus. Notschlachtungen sind die Folge. Allein in Bayern muss eine halbe Million Stück Vieh geschlachtet werden. Nach der Ernte führt der Bauer den Pflug durch pulvertrockenes Land. Die grosse Dürre des Sommers wird sich über einen schweren Winter hin bis zur nächsten Ernte auswirken.»

Statistisch gesehen war das Jahr 1947 in Bayern mit 71 Tagen über 25 Grad und 26 Tagen über 30 Grad der heisseste Sommer des vergangenen Jahrhunderts, wobei es am 29. Juli mit 37 Grad am heissesten war. Aber nicht nur die rekordhohen Temperaturen und die geringen Niederschläge (10 bis 40 Prozent der Normalmenge) führten zu Hunger und Elend.

Auch die grossen Temperaturschwankungen machten den Leuten zu schaffen. Im Winter 1946/47, dem sogenannten Hungerwinter, lagen die Temperaturen zwischen Weihnachten 1946 und Anfang Februar 1947 ohne Unterbrechung zwischen minus 19 und minus 23 Grad. Die Kältewelle traf nicht nur Bayern, sondern ganz Mitteleuropa.

Mitte Januar 1947 fror die Donau zu und bildete Eisstösse (Eis, das vom Fluss mitgerissen wird und zu Staus mit Überschwemmungen und Brückeneinstürzen führen kann). Als dann im März 1947 endlich die Schneeschmelze einsetzte, konnte der gefrorene Boden das Wasser nicht schlucken, weshalb es rascher in die Flüsse gelangte, was zwischen dem 11. und 12. März 1947 zu schweren Hochwassern führte.

Im April und Mai 1947 blieben die üblichen Regenfälle aus, die endlosen Winde und hohen Temperaturen führten zu pickelharten Böden und Dürren. Die geringen Niederschläge im Juni und Juli verdunsteten rasch. Mitte August führte die Donau den niedrigsten Wasserstand seit siebzig Jahren. Im Flussbett bewegten sich gerade einmal 80 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Zum Vergleich: der Rekordwert mit dem höchsten Durchfluss wurde 1999 mit 2270 Kubikmetern verzeichnet.