Das Congressional Budget Office (CBO) schlägt Alarm. Das überparteiliche Gremium, das die US-Staatsfinanzen überwacht, hat Ende März 2024 seinen jährlichen Bericht veröffentlicht, der die längerfristige Entwicklung der US-Staatsfinanzen beurteilt. Die für die nächsten dreissig Jahre vorhersehbaren Defizite sind gemäss dem Befund längerfristig nicht tragbar.

Die jährlichen Fehlbeträge werden bis 2054 auf 8,5 Prozent des BIP ansteigen. Seit der Grossen Depression wurde dieses Niveau nur dreimal überschritten: kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, während der Finanzkrise 2007–2009 und während der Corona-Pandemie. In den letzten dreissig Jahren lagen die Defizite bei durchschnittlich 2,2 Prozent, in den letzten fünfzig Jahren sogar bei nur 1,6 Prozent pro Jahr.

Für die kommenden dreissig Jahren wird hingegen ein jährlicher Fehlbetrag von durchschnittlich 6,7 Prozent des BIP prognostiziert. Das heisst, es zeichnet sich ein Dauerdefizit auf hohem Niveau ab, das einerseits auf die wachsende Zinslast, andererseits aber auch auf anhaltende Mankos im Primärhaushalt (ohne Zinsen) zurückzuführen ist.

Die Zinskosten sollen sich auf 6,3 Prozent des BIP mehr als verdoppeln. 2054 werden über 52 Prozent der Ausgaben auf die soziale Sicherheit, die Gesundheits- und die Krankenpflege entfallen. Dannzumal sollen die Staatsausgaben des Bundes hohe 27,3 Prozent (heute 22,7 Prozent), die Einnahmen aber nur 18,8 Prozent (heute 16,5 Prozent) des BIP ausmachen.

Dabei hofft das CBO vor allem auf höhere Steuererträge der Privatpersonen. Im internationalen Vergleich ist das finanzielle Ausmass des US-Zentralstaates immer noch wesentlich geringer als beispielsweise in Europa, wo die Staatsausgaben auf allen drei Ebenen teils über 50 Prozent des BIP ausmachen.

Logischerweise werden auch die Staatsschulden bis 2054 jedes Jahr ansteigen. Allein die Publikumsschulden (ohne von den staatlichen Sozialwerken gehaltene Staatspapiere) sollen von heute 97,3 bis 2029 auf 107 Prozent ansteigen, womit der Rekordwert im Zweiten Weltkrieg erstmals übertroffen würde. Bis 2054 werde der Schuldenstand 166 Prozent erreichen. Dazu kämen dann noch die innerstaatlich gehaltenen Schulden, die weitere 15 bis 20 Prozent des BIP ausmachen werden. Darin nicht enthalten sind die staatlichen Schulden der Bundesstaaten und der Kommunen. Die Verschuldungsquote von 200 Prozent rückt damit auch für die USA in Sichtweite. Wie in Japan würde dann jedes Prozent höhere Zinskosten einen Anstieg der Staatsausgaben um rund 5 Prozent oder mehr bedeuten.

Das US Fed hat seinen Leitzins innert nur zwanzig Monaten von 0,25 Prozent auf ein 23-Jahres-Hoch von 5,5 Prozent im Sommer 2023 angehoben. Die Rendite der zehnjährigen Staatsanleihen stieg parallel dazu von 1,46 Prozent bis auf 5,02 Prozent, bildete sich seither wieder auf 4,2 Prozent zurück. Dennoch liegt dieses Renditeniveau für Neu- und Umschuldungen über dem aktuellen Durchschnittszins der US-Publikumsschulden von 2,52 Prozent, womit sich die Zinskosten bei jeder Neu- oder Umschuldung laufend verteuern.

Die Zinsen sollten zwar in Vorwegnahme der erwarteten drei Leitzinssenkungen des US Fed temporär nochmals sinken, aber die wachsenden Emissionsvolumina an Staatsschulden werden die Zinsrückgänge in Grenzen halten. Auch das CBO rechnet in den nächsten Jahren mit um 4,5 Prozent schwankenden Langfristzinsen (heute 4,21 Prozent).

Im Klartext bedeutet dies, dass die Zinskosten, die bereits heute die Rüstungsausgaben übersteigen, auf rund das Eineinhalbfache der Ausgaben für die Landesverteidigung ansteigen werden.

Zu denken gibt, dass die US-Wirtschaft fast nur noch mit Staatsausgaben auf Pump am Leben gehalten werden kann. Deshalb wird sich auch für die Rating-Agenturen früher oder später die Frage stellen, ob angesichts dieser tristen Aussichten für die US-Staatsfinanzen weitere Abstufungen der Kreditwürdigkeit der USA angebracht wären.

Bei dieser Ausgangslage muss man sich nicht nur bezüglich eines fortgesetzten Wertezerfalls des USD sorgen. Man muss sich sogar fragen, ob auch am Aktien- und Immobilienmarkt eine Korrektur bevorsteht, wenn die staatlichen Langfristzinsen trotz Leitzinsreduktionen hoch bleiben, denn nach diesen richten sich auch die Hypothekarzinssätze.

Und für Eigenheimbesitzer gilt das Gleiche wie für den Staat: Umschuldungen zu wesentlich höheren Zinsen führen ins Elend.

Die 3 Top-Kommentare zu "Zu früh gefreut: Was die Aufwertung des US-Dollars im Vergleich zum Franken tatsächlich bedeutet"
  • ALPE-RÖSLI

    Das scheint aber unsere Banken überhaupt nicht zu plagen. Es geht immer weiter, als wäre gedrucktes Papier Geld mit Wert, mit Gold hinterlegt!

  • 😢◕‿◕😢

    FIAT Geld ist das Papier nicht Wert auf dem es gedruckt wird!

  • per aspera ad astra

    Zeit um bedrucktes Papier loszuwerden.