Von altdeutscher Frakturschrift sollte der Stern lieber die Finger lassen. Das ging schon bei den Hitler-Tagebüchern schief, als auf den Kladden die Initialen des vermeintlichen Autors mit FH angegeben waren. Fritz Hitler?

Nun griff man wieder in den alten Setzkasten. Der neue Titel zeigt AfD-Chefin Alice Weidel, darunter gross das Wort «Hass». In Fraktur.

Das Blatt interviewte die Politikerin und hievte eine seiner besonders unverschämten Fragen auf die Frontseite: «Was können Sie eigentlich ausser Hass, Frau Weidel?»

Die Absicht ist so transparent wie billig: Die Lettern verbindet man mit Nazis. Wort und Bild sollen beim Betrachter auslösen, was die Blattmacher nicht selbst zu sagen wagen: Nazibraut.

Ausserdem versucht sich der Stern so dafür zu entschuldigen, dass er dieser Unperson eine Bühne gegeben hat. Erbärmlich ist die gequälte Rechtfertigung der Chefredaktion für diesen Fehltritt.

Fehltritt? Ein Gespräch mit einer der bekanntesten Politikerinnen Deutschlands, deren Partei zweitstärkste Kraft ist? Für den Vollblutjournalisten Henri Nannen, den Gründer des Magazins, wäre das eine Selbstverständlichkeit gewesen.

Nannen? War der nicht wirklich ein Nazi, ein SS-Propagandist?

Ja. Schon. Aber darüber redet man beim Stern nicht so gerne.

Die 3 Top-Kommentare zu "Der «Stern» interviewt AfD-Chefin Alice Weidel. Auf der Titelseite steht «Hass» in Frakturschrift – damit man sie auch ja mit den Nazis verbindet"
  • AnWaMe

    Gegenfrage: Was kann der „Stern“ eigentlich, ausser seit Jahren massiv Auflage zu verlieren? Wen wunderts.

  • yvonne52

    Es könnte einem täglich schlecht werden. Alles ist rückwärts und auf den Kopf gestellt. Kein Wunder verblöden die Leute massenweise.

  • collie4711

    Diese Frage muss man an die Spiegel Redakteure stellen.